Wildschweinen droht lokales Aus
Verbraucherschutzminister stellte Präventivmaßnahmen gegen Schweinepest vor
In Brandenburg ist aus Expertensicht jederzeit mit einem möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest zu rechnen. Nach vermehrt aufgetretenen Verdachtsfällen wächst auch in Brandenburg die Angst vor einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest. Doch die Schweinehalter im Land könnten sich wirksam schützen, versicherte Landestierarzt Stephan Nickisch, als er am Freitag gemeinsam mit Verbraucherschutzminister Stefan Ludwig (LINKE) die präventiven Maßnahmen vorstellte.
»Man muss jeden Tag damit rechnen, dass die Afrikanische Schweinepest auch in Brandenburg ausbricht«, warnte der Veterinärmediziner. »Das Risiko einer Einschleppung ist hoch.« Wann und wo das eintreten könne, hänge von vielen Faktoren ab und lasse sich kaum voraussagen. »Einen Impfstoff gegen diese Pest haben wir nicht«, fügte er hinzu.
Schweinehalter könnten sich aber wappnen. Wer die vorgeschriebenen »Maßnahmen der Biosicherheit« strikt befolge, keine Speiseabfälle verfüttere, den Kreis der zutrittsberechtigten Personen für die Ställe reduziere und die im Stall benutzte Kleidung und Schuhe wechsle, sei auf der sicheren Seite, betonte der Landestierarzt.
Die Bauernvertreter dagegen schlagen schon Alarm und malen das Schreckensszenario eines Exportstopps für Schweinefleisch, des fulminanten Absturzes der Erzeugerpreise und des Ruins der Hälfte aller einschlägigen Betriebe an die Wand.
In der Tat haben Fleischimporteure wie die Nicht-EU-Mitgliedsländer China oder Südkorea ihre Einfuhr von Schweinefleisch aus Belgien gestoppt, nachdem sich dort ein Fall von Schweinepest bestätigt hatte, sagte Stephan Nickisch, Landestierarzt
der Fachmann. Innerhalb der EU gebe es solche Regelungen derzeit jedoch nicht. Noch bestünden »keine konkreten Absprachen«. So seien im EU-Land Rumänien, begünstigt durch die dort oft übliche Hausschlachtung, viele Schweinepest-Fälle bei Haus- schweinen aufgetreten, so Nickisch. Es würde auch nicht gleich ganz Deutschland als befallen gelten, wenn es hierzulande einen Fall gäbe. Ob dies die märkischen Schweinehalter beruhigen kann, ist fraglich. Hängen diese doch vom Export ab, denn von sechs im Land gemästeten Schweinen geht eines ins Ausland.
Potenziert wird die Gefahr dadurch, dass auch Wildschweine von den für sie tödlichen Viren befallen werden und diese auch übertragen können. Ist die ungebremst wachsende Zahl der »Schwarzkittel« in der Region seit Jahren ohnehin ein Problem, so bekommt sie im Lichte der Schweinepest-Gefahr noch mehr Gewicht. Anfang 2018 wurden Maßnahmen vorgestellt, um Jäger zum verstärkten Abschuss zu animieren. Zwar wurden im zu Ende gegangen Jagdjahr rund 90 000 Wildschweine erlegt, so viele, wie nie zuvor. Doch zu einer deutlichen und auch gewünschten Reduzierung der Bestände habe dies nicht geführt, räumte Landestierarzt Nickisch ein. Das Fressangebot der Landwirtschaft sei einfach zu gut für die Tiere, und dank des niederschlagsarmen Sommers gebe es jede Menge Eicheln und Kastanien.
Inzwischen ist aber die Schweinepest im Baltikum, in Polen, Tschechien, Ungarn und Belgien, der Ukraine, wo zum Teil selbst Hausschweine be- fallen wurden, aufgetreten. Auf diese neue Bedrohungslage reagieren auch Brandenburgs Behörden. Sollte ein erwiesener Fall auftreten, muss künftig auf einem dann zu definierenden Areal der gesamte Bestand an Wildschweinen getötet werden. Zudem müssen sämtliche erlegten Tiere auf Schweinepest untersucht werden. Ein entsprechender Appell an die Jäger wird mit Zusatzprämien »angefüttert«, deren Höhe aber noch zu beschließen ist. Ihnen fällt im Vorfeld die Aufgabe der Beobachtung zu, das Auffinden verendeter Wildschweine und die Einleitung der Untersuchung der Kadaver sei Aufgabe der Jäger vor Ort.
Laut Minister Ludwig träte der »Fall X« ein, wenn entlang der Autobahn in Brandenburg ein an der Schweinepest verendetes Wildschwein aufgefunden würde. In diesem Fall würden die Alarmketten ausgelöst, träte das Krisenzentrum des Landes unter seiner Leitung zusammen. Seuchenschutz sei eine Pflichtaufgabe der Landkreise und kreisfreien Städte. Sollten sie mit den Kosten der Abwehrmaßnahmen überfordert sein, werde das Land bereitstehen, versicherte er. Die Kosten wären auch deshalb erheblich, weil beispielsweise Maiskulturen in der Nähe von Schweinepest-Fundstellen nicht abgeerntet werden dürften und die betroffenen Bauern entschädigt werden müssten.
»Man muss jeden Tag damit rechnen, dass die Afrikanische Schweinepest auch in Brandenburg ausbricht.«