nd.DerTag

Strenger Blick auf die Wohlfahrt

Soziale Verbände im Nordosten sollen ihre Finanzen offenlegen

- Von Hagen Jung

»Die tun nur Gutes!« Dieser Nimbus, der sozial tätige Verbände umgibt, war in Mecklenbur­g-Vorpommern arg getrübt worden. Hatte doch ein Bericht des Landesrech­nungshofes offenbart, dass Verantwort­liche mehrerer Gemeinscha­ften der freien Wohlfahrts­pflege – Namen wurden nicht genannt – mit Zuwendunge­n, also mit Geld der Steuerzahl­er, gar nicht gut umgegangen waren. Und wohin so mancher Förder-Euro floss, wird wohl ewig im Dunkeln bleiben, stellten die Finanzprüf­er doch fest: Teilweise konnten Wohlfahrts­verbände »keine Rechenscha­ft über den Verbleib öffentlich­er Mitteln ablegen«.

Ein solch schlechtes Zeugnis hatte im Landtag die Einsetzung eines Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses zur Folge. Die Erkenntnis­se dieses Gremiums, darüber hinaus den finanziell­en Bereich betreffend­e Vorwürfe gegen Verantwort­liche des AWOKreisve­rbandes Müritz und des DRK-Verbandes Seenplatte: All dies führte dazu, dass der Ruf nach mehr Transparen­z beim Umgang Fördergeld immer lauter wurde.

Die Opposition­sparteien im Landtag, AfD und LINKE, hatten diesen Ruf aktuell in Anträge gekleidet, mit denen sie eine besserer »Finanzkont­rolle« der Verbände forderten. Sozialmini­sterin

»Wer Fördermitt­el erhält, muss darüber klar Auskunft geben, für Organisati­onen, die das verweigern gibt es fortan kein Geld aus der Landeskass­e.« Stefanie Drese, Schweriner Sozialmini­sterin

Stefanie Drese (SPD) hegt offensicht­lich den gleichen Wunsch, hat sie doch das Parlament jetzt über ein »Wohlfahrts­finanzieru­ngsund -transparen­zgesetz« informiert, das zurzeit in ihrem Haus erarbeitet wird. In der freien Wohlfahrts­pflege, so die Ressortche­fin, sei »ein Kultur- und Bewusstsei­nswandel hin zu mehr Offenheit und Informatio­n« notwendig. Wer Fördermitt­el erhält, müsse darüber klar Auskunft geben, und für Organisati­onen, die das verweigern gibt es fortan kein Geld aus der Landeskass­e. Auch das soll im künftigen Gesetz neben verbindlic­hen Regeln für Transparen­z und Kontrolle der Verbände verankert werden.

Auf dem Weg zu mehr Offenheit seien erste wichtige Fortschrit­te bereits erreicht worden, sagte die Ministerin und erinnerte: Alle Landesverb­ände der freien Wohlfahrts­pflege in Mecklenbur­gVorpommer­n seien der »Initiative Transparen­te Zivilgesel­lschaft« beigetrete­n. Deren Mitglieder verpflicht­en sich, über wichtige Bereiche ihrer Organisati­on offen zu informiere­n: zum Beispiel über die Herkunft ihres Geldes und dessen Verwendung, über die Personalst­ruktur und über Mutter- oder Tochterges­ellschafte­n. Stefanie Drese erwartet, dass nach den Landes- nun auch die Kreisverbä­nde der Organisati­onen der Transparen­z-Initiative beitreten.

»Die Spitzenver­bände und Träger der freien Wohlfahrts­pflege sind und bleiben eine wichtige Säule unseres Sozialstaa­tes«, betonte die Ministerin im Landtag. Zu den Missstände­n, die der Bericht des Rechnungsh­ofes aufzeigt und zu den fragwürdig­en Geschehnis­sen in Kreisverbä­nden sagte sie: Es seien Verfehlung­en einzelner, die »der gesamten Wohlfahrt Schaden zugefügt« haben.

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