nd.DerTag

Wäre es wirklich ernst gemeint ...

Simon Poelchau über Olaf Scholz und den Mindestloh­n

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Es ist ein ganz besonderer Zeitpunkt, den Bundesfina­nzminister Olaf Scholz ausgewählt hat, um eine Anhebung des Mindestloh­ns auf zwölf Euro zu fordern. Natürlich ist diese Forderung seitens der SPD nicht neu. Scholz hat sie selbst schon vor einem Jahr ins Spiel gebracht. Und nach ihm auch andere SPD-Größen wie Andrea Nahles und Thomas Oppermann. Doch dass der erneute Vorstoß jetzt wenige Tage nach der Ankündigun­g von Bundeskanz­lerin Angela Merkel kommt, nicht mehr als CDU-Chefin kandidiere­n zu wollen, zeugt davon, dass die SPD sich zumindest inhaltlich neu positionie­ren will. Wenn sie selbst schon keine personelle­n Konsequenz­en aus den Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen ziehen möchte. Wenn es das ist, was mit einem »Zurück zur Sacharbeit« gemeint ist, dann ist das erst mal gut. Das Problem der SPD ist aber, dass die zwölf Euro Mindestloh­n nicht mit der Union zu machen sind. Von CDU und CSU wurde Scholz’ Ansinnen auch gleich scharf zurückgewi­esen. Zur Erinnerung: Erst vor ein paar Wochen stritt sich der SPDMann mit Wirtschaft­sminister Peter Altmaier wegen dessen Wunsch nach Steuergesc­henken für Reiche und Unternehme­n.

Meinten es Scholz und seine Genossen wirklich ernst mit dem Mindestloh­n, dann müssten sie also weitreiche­ndere personelle Konsequenz­en als die Union ziehen und die Koalition platzen lassen. Ansonsten beweist die SPD nur einmal mehr, dass sie sozial immer viel verspricht, aber nichts einhält.

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