Streit zwischen Südkorea und Japan eskaliert
Seit Jahren fordert Seoul Reparationszahlungen für Verbrechenwährend der japanischen Besatzungszeit. In Japan hält man die Ansprüche seit 1965 für abgegolten.
Im Streit zwischen Südkorea und Japan um Reparationszahlungen wegen der Besatzung läutete Seoul am Dienstag die nächste Runde ein. Der Oberste Gerichtshof bestätigte dort ein Urteil von 2013, in dem das japanische Unternehmen Nippon Steel & Sumimoto Metal Corp (NSSM) verurteilt wurde, jeweils 100 Millionen Won (77 000 Euro) an vier Arbeiter zu zahlen, die vor 13 Jahren eine Klage auf Entschädigung und Auszahlung ausstehender Löhne eingereicht hatten. Der 98-jährige Lee Chon Shik, der als einziger der vier Kläger noch am Leben ist, sagte auf der Pressekonferenz, er sei traurig, alleine zu sein, aber gleichzeitig im Herzen tief bewegt, das Urteil zu erleben.
In Japan, wo darauf bestanden wird, dass jegliche Reparationsforderungen für die Besatzungszeit mit Zahlungen und Krediten in Höhe von 800 Millionen US-Dollar in Zusammenhang mit den internationalen Verträgen von 1965, die das Verhältnis der beiden Länder normalisiert hatte, abgegolten sind, ruf das Urteil verbitterte Reaktionen hervor. NSSM nannte das Urteil »sehr bedauerlich« und überließ der Regierung in Tokio weitere Stellungsnahmen. Premierminister Shinzo Abe nannte das Urteil prompt »unmöglich unter Internationalem Recht«, Außenminister Taro Kono sagte, das Urteil erschüttere das legale Fundament, auf dem die Freundschaft der beiden Länder ruhe, und kündigte an, bis vor den Internationalen Gerichtshof ziehen zu wollen. Dafür bräuchte Japan allerdings die Zustimmung Südkorea.
Seit Moon Jae In 2017 Präsident in Südkorea wurde, verschärt Seoul den Ton gegenüber Japan. Im Pazifischen Krieg von 1937 bis 1945 dienten Zehntausende Koreaner in der Kaiserlichen Armee, viele weitere arbeiteten für Japanische Unternehmen, sowohl in Japan als auch im japanischen Imperium in Asien. Darunter waren auch Zwangsarbeiter und »Trostfrauen«, Koreanerinnen, die zum Teil unter Zwang, zum Teil unter falschen Versprechungen in japanischen Militärbordellen anschaffen mussten. Zwar wurde 2015 eine bilaterale Einigung über das Thema Trostfrauen erzielt, die eine Entschuldigung Abes und eine Entschädigung beinhaltete und die von einer Mehrheit der überlebenden Trostfrauen akzeptiert wurde. Doch die Moon-Administration sieht sich nicht mehr an die Übereinkunft gebunden und bibt öffentliche Unzufriedenheit mit der Übereinkunft als Grund an. Die entsteht vor allem auch deshalb, weil Japanische Politiker immer wieder Kriegsverbrecher ehren und in japanischen Schulbüchern die Verbrechen in der Kolonialzeit verharmlost werden.