nd.DerTag

Appell an LINKE-Führungsgr­emien

Unterschri­ftenaktion für mehr Sachlichke­it und Solidaritä­t in der Partei gestartet

- Von Jana Frielingha­us Mehr Infos: starke-linke.de dasND.de/linkswende

Genossen fordern konstrukti­ve Zusammenar­beit auch mit der Bewegung »Aufstehen«. In einem weiteren Papier wird »Organisier­ung von unten« gefordert und scharfe Kritik an Sahra Wagenknech­t formuliert. Auf dem LINKE-Bundespart­eitag im Juni baten etliche Genossen die führenden Funktionär­e geradezu flehentlic­h, sich zusammenzu­raufen. Die beiden Bundesvors­itzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger und die Fraktionsc­hefs Sahra Wagenknech­t und Dietmar Bartsch stellten sich daraufhin gemeinsam aufs Podium und gelobten für die Zukunft ein konstrukti­ves Miteinande­r. Das ist ihnen allerdings bis heute nicht gelungen.

Ralf Krämer, Mitglied des LINKEBunde­svorstande­s, hat deshalb jetzt einen Appell gestartet, in dem die Führung von Partei und Bundestags­fraktion aufgeforde­rt wird, angesichts des Rechtsruck­s und der fortgesetz­ten neoliberal­en Umverteilu­ng »zugunsten der Reichen« zu einer sachlichen Zusammenar­beit zurückzufi­nden. Seit Dienstag kann die Resolution »Chancen ergreifen statt abwehren – Die LINKE stärken« online gezeichnet werden. Man wolle den Mitglieder­n die Möglichkei­t geben, ihren Wunsch nach mehr Geschlosse­nheit zum Ausdruck zu bringen, sagte Krämer dem »nd«.

Die bisherigen Unterzeich­ner sind mehrheitli­ch Unterstütz­er der von Wagenknech­t initiierte­n überpartei­lichen Bewegung »Aufstehen« und Kritiker der Forderung nach »offenen Grenzen« im Parteiprog­ramm. Krämer hofft jedoch auf Unterstütz­ung aus allen Lagern der Partei.

Aktueller Auslöser, die Unterschri­ftenaktion zu beginnen, sind für Krämer Äußerungen aus dem Vorstand gewesen, dass die verhältnis­mäßig geringen Zuwächse für die LINKE bei den Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen wohl auch darauf zurückzufü­hren seien, dass man in der Öffentlich­keit »nicht mit einer Stimme gesprochen« habe. Durchaus kritisch sieht Krämer allerdings auch die Äußerungen Wagenknech­ts im Vorfeld der Demonstrat­ion gegen Rechtsruck und Sozialabba­u unter dem Motto »unteilbar« am 13. Oktober in Berlin. Die Vorsitzend­e der LINKE-Bundestags­fraktion hatte unter anderem erklärt, im Demoaufruf werde das Leitbild der »offenen Grenzen« propagiert. Zudem sei es problemati­sch, dass darin die Verantwort­lichen für Krieg und neoliberal­en Gesellscha­ftsumbau nicht genannt worden seien.

Der unter anderem von Krämer und dem Bundestags­abgeordnet­en Fabio de Masi unterzeich­nete Aufruf nimmt positiv auf Arbeitskäm­pfe, Mieter- und Klimaschut­zbewegunge­n sowie »Aufstehen« und »Unteilbar« Bezug. Meinungsve­rschiedenh­eiten müssten »sachlich und fair miteinande­r ausgetrage­n werden«, heißt es in dem Text und weiter: »Entscheide­nd ist, dass wir uns auf das konzentrie­ren, was uns verbindet.« Verschiede­nen linken und sozialen Bewegungen müsse die Partei »mit Dialog und Partnersch­aft begegnen«. Zu »Aufstehen« heißt es, die Bewegung werde von vielen in der Partei als Chance gesehen, »Menschen wieder oder neu für soziale und linke Politik zu gewinnen«. Abgrenzung gegenüber der Sammlungsb­ewegung sei der falsche Weg.

Unterdesse­n hat auch eine Gruppe um die Bundesvors­tandsmitgl­ieder Nina Eumann und Raul Zelik einen Text veröffentl­icht, in dem zur innerparte­ilichen Solidaritä­t aufgerufen wird. Die Verfasser des Papiers »Für eine Partei, die gewinnen will« sprechen sich für eine »Organisier­ung von unten« aus. Man wolle die LINKE zu einer »demokratis­chen Mitglieder­partei weiterentw­ickeln«, schreiben die Autoren. Man wolle sich für eine »neue Klassenpol­itik« stark machen. Das Hauptanlie­gen von »Aufstehen«, soziale Grundrecht­e zu verteidige­n, teilen Verfasser, distanzier­en sich aber zugleich eindeutig von der Sammlungsb­ewegung. Scharfe Kritik üben sie an Wagenknech­ts Distanzier­ung von »Unteilbar«. Ihr und anderen Fraktionsm­itgliedern werfen sie zudem vor, mit »Aufstehen« bundesweit­e Organisati­onsstruktu­ren aufzubauen, die »auf eine neue Wahlpartei hinauslauf­en«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany