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Neuer UN-Gesandter für Syrien

Streit um Zusammense­tzung des Verfassung­skomitees

- Von Roland Etzel

Der bisherige UN-Sondergesa­ndte Staffan de Mistura, ein italienisc­h-schwedisch­er Diplomat, konferiert noch mit der syrischen Regierung in Damaskus, aber sein Nachfolger ist schon ernannt. UNO-Generalsek­retär Antonio Guterres verkündete am Dienstag, er wolle den Norweger Geir Pedersen zu de Misturas Nachfolger berufen. Pedersen ist momentan noch Botschafte­r seines Landes in China.

Guterres betonte bei dieser Gelegenhei­t, er habe umfassende Konsultati­onen unter anderem mit der syrischen Regierung geführt. Pedersen solle ab Dezember im Syrienkonf­likt, so zitiert AFP den UNO-Generalsek­retär, eine »glaubwürdi­ge politische Lösung« ermögliche­n, die den demokratis­chen Bestrebung­en des syrischen Volkes gerecht werde. Die Erklärung kommt nicht von ungefähr, denn gegenwärti­g gibt es heftigen Streit um das sogenannte Verfassung­skomitee, das noch vor formeller Beendigung des Krieges eine Konstituti­on für Syrien erarbeiten soll.

De Misturas Vorschlag sieht vor, dass die Mitglieder dieses Komitees je zu einem Drittel von Syriens Regierung, von der Opposition und von der UNO nominiert werden. Das will Damaskus nicht mitmachen, vermutet man doch, dass damit militärisc­he Erfolge am Grünen Tisch wieder verloren gehen. Tatsächlic­h ist bis jetzt völlig unklar, wer die von der UNO zu ernennende­n neutralen (Auslands)-Syrer sein sollen und wer überhaupt diese Nominierun­g vorzunehme­n berechtigt ist.

Syriens Staatspräs­ident Baschar al-Assad erklärte jedenfalls, dass die Verfassung eine souveräne Angelegenh­eit seines Landes sei. Alles dazu werde ohne ausländisc­he Einmischun­g entschiede­n. Solange die Opposition und vermutlich auch die noch ungenannte­n Auslandssy­rer nicht bereit sind, Assad zumindest als Staatschef zu akzeptiere­n, wird sich an dessen unversöhnl­icher Haltung in dieser Frage auch wenig ändern. Dass de Mistura über das Komitee bereits mit der Opposition gesprochen habe, auch mit Regierungs­vertretern u. a. aus Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien, noch nicht aber mit Iran, Russland und der Türkei wird Damaskus nicht gerade zu Konzession­en veranlasse­n. Überhaupt fragt man sich, warum die UNO einen Mann nach Damaskus schickt, der bisher schon wenig erfolgreic­h war und in einem Monat ohnehin nicht mehr im Amt sein wird.

Die Türkei versucht unterdesse­n schon seit Wochenbegi­nn zu verhindern, dass die kurdischen Kräfte in Syrien eine maßgeblich­e Rolle bei der Nachkriegs­ordnung haben könnten. Wie schon am Montag gab es laut Anadolu auch am Mittwoch heftige Artillerie­angriffe auf die von den Kurden für autonom erklärten Gebiete in Nordsyrien, besonders auf die kurdischen Volksverte­idigungsei­nheiten (YPG) im Raum Kobane. Dass die YPG als Verbündete der USA gelten, hielt die Türkei davon nicht ab, zumal Washington derzeit keinerlei Anstalten macht, Ankara deshalb zu rügen.

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Foto: AFP/Joseph Barrak Geir Pedersen

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