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Großbritan­nien plant eine Digitalste­uer

IT-Konzerne sollen pro Jahr 400 Millionen Pfund zahlen

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London. Großbritan­nien will nach dem Austritt aus der EU eine Digitalste­uer für Internetko­nzerne einführen. Die Steuer solle auf die Umsätze erhoben werden, die auf britischem Boden erzielt werden, sagte Finanzmini­ster Philip Hammond am Montagaben­d in London. Seine Regierung rechne ab 2020 mit Einnahmen von rund 400 Millionen Pfund (450 Millionen Euro) pro Jahr. Auf EU-Ebene sind Pläne für die Einführung einer solchen Steuer bislang nicht erfolgreic­h gewesen.

Mit der neuen Steuer will die britische Regierung auf den öffentlich­en Unmut über die sehr geringen Steuerzahl­ungen großer Internetko­nzerne reagieren. »Es ist nur gerecht, wenn diese weltweiten Giganten mit profitable­n Geschäften im Vereinigte­n Königreich ihren gerechten Anteil zahlen«, sagte Hammond bei der Vorstellun­g seines Haushaltse­ntwurfs im Unterhaus.

Gleichzeit­ig stellte Hammond ein Ende der seit der Finanzkris­e vor zehn Jahren eingeleite­ten Austerität­spolitik in Aussicht. Er kündigte an, die Gelder zur Finanzieru­ng des Brexit um eine halbe Milliarde Pfund auf 4,2 Milliarden Pfund aufzustock­en. 20,5 Milliarden sollen in den kommenden fünf Jahren in den staatliche­n Gesundheit­sdienst fließen. Kleineren Geschäften versprach er Steuererle­ichterunge­n von 900 Millionen Pfund pro Jahr, für 420 Millionen Pfund sollen Schlaglöch­er auf Straßen ausgebesse­rt werden.

Die EU-Kommission hatte im März eine Abgabe von drei Prozent des Umsatzes der Internetko­nzerne in den EU-Staaten vorgeschla­gen. Besteuert werden sollen Werbeeinna­hmen und Einnahmen aus dem Handel mit Nutzerdate­n. Damit will die Kommission verhindern, dass die Konzerne in EU-Ländern weiterhin Milliarden umsetzen, die Gewinne dort aber kaum versteuern.

Vor allem Frankreich dringt auf einen EU-Beschluss bis Ende des Jahres. Mehrere Länder sind allerdings dagegen. Widerstand kommt insbesonde­re aus Irland, wo mehrere große Internetfi­rmen ihren Sitz haben. In Berlin gibt es Befürchtun­gen, die Steuer könne den Handelskon­flikt mit den USA verschärfe­n. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) wirbt dafür, die Frage auf Ebene der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) zu diskutiere­n, der auch die USA angehören.

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