nd.DerTag

Deutsche Renditesuc­he in Afrika

Martin Ling über die Ergebnisse der Investoren­konferenz in Berlin

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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nennt es »moderne Entwicklun­gspolitik«, der deutsche Entwicklun­gsminister Gerd Müller nennt es »Fördern und fordern«. Beide meinen dasselbe: Die Entwicklun­gszusammen­arbeit soll in Afrika helfen, die Rahmenbedi­ngungen so zu gestalten, dass sie deutschen Unternehme­n lukrative Investitio­nen ermögliche­n. Die erwünschte­n Nebeneffek­te: In Afrika soll der Wohlstand wachsen, die Zahl der Migranten sinken und Deutschlan­ds Wirtschaft profitiere­n.

Wenn man sich die bescheiden­en Ergebnisse deutscher und internatio­naler Entwicklun­gszusammen­arbeit seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunder­ts vor Augen führt, stellt sich die Frage nach einer Neujustier­ung in der Tat. Doch das was nun im Rahmen des 2017 gestartete­n »Compact with Africa«, der Übereinkun­ft mit Afrika, propagiert wird, ist entwicklun­gsökonomis­ch auf einem Auge blind. »Compact with Africa« setzt auf Entwicklun­g via Verschuldu­ng und lässt die Verschuldu­ngswirkung dieser Investitio­nsoffensiv­e – so sie denn kommt – komplett außer acht. Es geht lediglich darum, »in Afrika Geschäfte zu machen«, wie es Siemens-Chef Joe Kaeser auf den Punkt bringt. Die Gläubiger schaffen gute Bedingunge­n, um ihr Geld anzulegen. Die Gewinne werden privatisie­rt, die Schuldenkr­ise sozialisie­rt. Mit Entwicklun­g für Afrika hat das nichts zu tun.

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