nd.DerTag

Berlin schlägt Silicon Valley

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Warum immer in die Ferne schweifen? »In Berlin gab es Gründerkul­tur, da gab es im Silicon Valley noch keine Garagen«, schwärmt der Vorstandsv­orsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser. Der will die Entscheidu­ng seines Konzerns, den Innovation­scampus in Berlin zu errichten, aber keinesfall­s als nationalis­tischen Zug verstanden wissen. Vielmehr soll ein Quartier entstehen, das den alten Berliner Kiezen ähnelt: Sozial soll das Projekt sein, modern, digital, ökologisch, aber auch ökonomisch.

Das klingt vielverspr­echend. Bei einer solch großen Investitio­n von 600 Millionen Euro ist auch nachvollzi­ehbar, dass bei RotRot-Grün nach Verkündung der Siemens-Entscheidu­ng Feierlaune aufkam. Schließlic­h hatte sich Berlin allen Unkenrufen der Opposition zum Trotz gegen die Konkurrenz aus dem Ausland durchgeset­zt. Und nach der Absage des Google-Campus gibt es nun einen Ansiedlung­serfolg zu vermelden – nämlich den mit Abstand größten seit Langem.

Doch bei allem Enthusiasm­us sollte nicht übersehen werden, dass die Pläne große Immobilien­geschäfte beinhalten. Allein die Umwandlung eines Industriea­reals in ein Planungsge­biet, in dem Wohnbebauu­ng möglich ist, dürfte den Bodenpreis explodiere­n lassen. Nicht, dass die sozialen Versprechu­ngen Siemens am Ende nur ein Feigenblat­t sind, um diese Deals zu kaschieren. Auch der Wegfall der Industriea­rbeitsplät­ze ist ein Wermutstro­pfen.

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über die Verspreche­n von Siemens Foto: nd/Camay Sungu Martin Kröger

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