Militärmillionen sollen ins Moor
Grüne fordern Ausgleich für die Brandschäden in Niedersachsen
Für den durch Waffentests verursachten Flächenbrand im Emsland soll die Bundeswehr als Schadensausgleich mehrere Millionen Euro in den Moorschutz investieren. Das haben jetzt die Grünen gefordert. Seit dem 10. Oktober gilt der verheerende Moorbrand nahe der Stadt Meppen im Nordwesten Niedersachsens als gelöscht. Doch noch immer patrouillieren Fußstreifen und Beobachter in Fahrzeugen über das zwölf Quadratkilometer große Testgelände der Bundeswehr, auf dem das Feuer wütete und sich in den Boden fraß. »Brandwache« nennt sich dieser Einsatz. Sollten doch noch irgendwo Glutnester aufgespürt werden, die den Kameras von Drohnen und den Besatzungen von Tornado-Flugzeugen entgangen sind, kann sofort mit Löschmitteln eingegriffen werden.
Als Raketen am 3. September das Moor in Brand gesetzt hatten, war sofortiges Eingreifen nicht möglich gewesen, denn: Eines der beiden für eventuelles Feuer auf dem Areal bereit stehenden Löschfahrzeuge stand in der Werkstatt, das andere versagte seinen Dienst. Und so entwickelte sich ein Brand katastrophalen Ausmaßes, das die Umweltbilanz nach Annahme der Bundestagsabgeordneten Julia Verlinden (Grüne) mit rund 1,2 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid belastet.
Allein dadurch sei als eine der Brandfolgen ein gesamtgesellschaftlicher Schaden von knapp 100 Millionen Euro entstanden, schätzt die Politikerin und fordert: Die Bundeswehr müsse sich gewissermaßen als Ausgleich mit einem Betrag in dieser Höhe am Moorschutz in Niedersachsen beteiligen.
Einen Ausgleich für den noch nicht zu beziffernden Gesamtschaden, den die von einem Hubschrauber aus abgeschossenen Raketen im Endeffekt verursacht haben, fordert auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Er will, wie auch die Grünen in Bund und Land, dass unabhängige Gutachter – nicht etwa ein Team der Bundeswehr – genau untersuchen, inwieweit die Umwelt unter dem Feuer gelitten hat, ob sogar Tierarten infolge des Brandes ausgestorben sein könnten. Zudem müssten sich sowohl die Bundeswehr als auch das Land Niedersachsen um die Renaturierung des betroffenen Hochmoores kümmern, mahnt der NABU-Landesvorsitzende Holger Buschmann.
Auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) sieht im Rena- turieren der vom Feuer geschundenen Fläche eine wesentliche Aufgabe. Wie sie angepackt werden kann, möchte der Ressortchef mit kompetenten Leuten an einem Runden Tisch erörtern, an dem auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sitzt. Ein Thema in jenem Kreis könnte auch das künftige Vorgehen auf dem Areal bei Meppen sein, das seit Jahrzehnten als »Wehrtechnische Dienststelle 91« verschiedenen Waffentests dient.
Zur Zeit werden dort keine solchen Erprobungen vorgenommen. Die Grünen fordern zwar eine Verlängerung dieses »Moratoriums«, aber es dürfte damit zu rechnen sein, dass irgendwann wieder »scharf geschossen« wird auf dem Testgelände. Stehen dann ausreichende und auch funktionsfähige Löschfahrzeuge bereit? Hat die Bundeswehr dann für Brandeinsätze womöglich ein eigenes Löschflugzeug, dessen Anschaffung die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag beantragt hat?
Solche Fragen bewegen wohl vor allem diejenigen Menschen, die unweit des ausgebrannten Moores leben und kurz vor der Evakuierung ihrer Wohnorte standen oder aber Schäden durch das Feuer und die Löscharbeiten erlitten haben. Insgesamt 130 Anlieger haben inzwischen Anträge auf Schadensausgleich gestellt, darunter zum Beispiel Landwirte, die das Geschehen an der Kartoffelernte oder am Ausbringen der Wintersaat gehindert hat.