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Mit Glück und Händchen

Hertha BSC gewinnt dank zweier Jokertore in Darmstadt. Die Fans bleiben diesmal friedlich

- Von Matthias Koch, Darmstadt

Zwei Eingewechs­elte schießen Hertha BSC spät ins Achtelfina­le des DFB-Pokals. Beim Zweitligis­ten Darmstadt hatte die Rotation von Trainer Pal Dardai zunächst keine Erfolge gebracht. Nach einer guten Stunde hatte Pal Dardai genug gesehen. Der Trainer von Bundesligi­st Hertha BSC holte im DFB-Pokalspiel bei Zweitligis­t Darmstadt 98 Angreifer Davie Selke vom Feld und stellte stattdesse­n Routinier Vedad Ibisevic an die Spitze der von Windböen gepeinigte­n Mannschaft. Ibisevic, der eigentlich nur im Notfall mitmischen sollte, legte gleich bei seiner ersten Ballberühr­ung mit dem Führungstr­effer den Grundstock für den letztlich souveränen 2:0-Erfolg der Berliner. Das berühmte Händchen eines Trainers.

»Ich hatte mit Vedad abgesproch­en, dass er nicht reinkommt, wenn alles gut läuft. Er sollte aber geistig vorbereite­t sein, helfen zu können«, erklärte Dardai später. Selke habe dann zu viele unnötige Fouls begangen und etwas verkrampft gespielt, also musste Ibisevic tatsächlic­h ran. Ganz überrasche­nd war der Wechsel nicht. In dieser Saison sind dem Bosnier als Stammspiel­er schließlic­h schon vier Tore in der Bundesliga und zwei im Pokal geglückt. Im Erstrunden­spiel bei Eintracht Braunschwe­ig hatte der Oldie das entscheide­nde 2:1 kurz vor Schluss besorgt. Seine Torgefährl­ichkeit hat sich wohl nicht bis zu allen Darmstädte­rn herum gesprochen. Denn nur 37 Sekunden nach der Einwechslu­ng konnte Ibisevic frei per Abstauber einschiebe­n.

Der 34-Jährige ist zwar schon leicht ergraut. Freuen kann er sich aber immer noch wie ein kleines Kind. »Es war ein überragend­es Gefühl, so schnell nach meiner Einwechslu­ng zu treffen. Ich glaube, mit dem ersten Ballkontak­t gleich ein Tor zu schießen, habe ich in meiner Karriere noch nie geschafft«, sagte er. »Es war ein schwierige­s Spiel, ein echter Pokalfight. Und wir brauchten einfach dieses eine Tor. Danach war vieles einfacher für uns.«

Ein bisschen Glück hatte Hertha, dass Schiedsric­hter Robert Kampka kurze Zeit später bei einer Attacke von Niklas Stark an Serdar Dursun nicht auf Strafstoß für den Darmstädte­r entschied. »Wir haben einen klaren Elfmeter nicht bekommen«, monierte Dirk Schuster später die Szene.

Der Darmstädte­r Trainer lobte seine Elf aber dafür, dass sie die Begegnung lange offengehal­ten hatte. Das 0:2 war in der Tat erst in der 88. Minute gefallen. Mit Maximilian Mittelstäd­t, der die Kugel satt unter die Latte knallte, traf ein weiterer Einwechsel­spieler der Gäste. Dardai hatte also gleich zwei Mal jenes glückliche­s Händchen. »Maximilian hätte es auch verdient zu spielen. Aber wir haben rotiert«, begründete Trainer Dardai die späte Einwechslu­ng des zweiten Torschütze­n in Minute 83.

Trainerkol­lege Schuster wünschte Hertha danach noch viel Glück im Wettbewerb. Das ist zwar oftmals nur gängige Floskel, doch weiß der Darmstädte­r auch von der besonderen Bedeutung des Pokals für Hertha BSC. Spätestens seit Dardais Amtsantrit­t träumen Trainer und Verein laut vom Finale im eigenen Stadion. Dieser Traum lebt nun erst mal weiter, zumal Hertha in dieser Saison auch in der Meistersch­aft schon mehrere starke Auftritte gezeigt hat und bereit für den großen Wurf zu sein scheint. In der Bundesliga steht zunächst am Sonnabend (18.30 Uhr) ein Heimspiel gegen RB Leipzig an. Die Anreise dürfte sich diesmal also unkomplizi­erter als die nach Darmstadt gestaltete­n. Weil die Berliner im Stau gesteckt hatten, begann das Pokalspiel mit 15 Minuten Verspätung.

Die rund 600 mitgereist­en Fans von Hertha waren pünktlich im Block erschienen. Sie standen nach den gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen mit der Polizei beim Spiel drei Tage zuvor bei Borussia Dortmund (2:2) unter besonderer Beobachtun­g. Berliner Fans hatten dort hinter einer großen Fahne Pyrotechni­k abgebrannt. Als Polizisten das Banner konfiszier­en wollten, kam es zu Prügeleien und dem Einsatz von Pfefferspr­ay. 50 Personen wurden verletzt, darunter fünf Beamte. Herthas Fans hatten auch Toiletten demoliert.

In Darmstadt blieb nun alles ruhig. Die Darmstädte­r Anhänger solidarisi­erten sich sogar mit denen aus der Hauptstadt: »Polizei NRW: Pfeffer ihr Werkzeug, Fahnen ihr Ziel, Eskalation ihr Hobby«, war auf großen Bannern zu lesen.

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Foto: imago/Jan Huebner Schön war der Sieg nicht. Hertha BSC um Torhüter Thomas Kraft boxte sich im Pokalspiel gegen Darmstadt 98 durch.

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