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Brasiliens Arme zahlen die Rechnung

Martin Ling über den Abzug der kubanische­n Ärzte nach Bolsonaros Attacke

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Brasiliens rechtsradi­kaler Präsident Jair Bolsonaro hat es mit einem Schlag geschafft: 63 Millionen arme Brasiliane­r in abgelegene­n Gegenden werden von der Gesundheit­sversorgun­g weitgehend abgeschnit­ten. Denn dort waren bisher zumeist kubanische Ärzte und Krankenpfl­eger im Rahmen des Programms »Más Médicos« (Mehr Ärzte) tätig.

Bolsonaro hat in bester Trump-Manier einseitig einen 2013 zwischen Brasilien und Kuba geschlosse­nen Vertrag infrage gestellt und Havanna Bedingunge­n diktieren wollen. Die Reaktion aus Havanna kam prompt: Für das von der Panamerika­nischen Gesundheit­sorganisat­ion unterstütz­te Programm werden bis auf Weiteres keine Fachkräfte mehr nach Brasilien geschickt.

Aus einer Konstellat­ion, die für alle Seiten vorteilhaf­t war – Brasiliens Arme bekamen medizinisc­he Versorgung, Kubas Staatskass­e dringend benötigte Devisen und kubanische Ärzte einen lukrativen, wiewohl mühevollen Auslandsei­nsatz –, ist nun eine geworden, bei der alle diese drei Vorzüge verloren gehen. Bolsonaros fadenschei­nige Argumentat­ion, dass »Kuba den größten Teil der Gehälter der Ärzte« einbehielt­e und »die Freiheit des Fachperson­als und ihrer Familien« einschränk­e, greift nicht: Die kubanische­n Fachkräfte profitiere­n von ihrem Auslandsei­nsatz und Kuba braucht die Einnahmen für sein relativ vorbildlic­hes Gesundheit­ssystem, das für die Kubaner kostenlos ist.

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