nd.DerTag

Neue Qualität der Repression

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Die Bewohner*innen des Hausprojek­ts »Rigaer94« dürften es mittlerwei­le gewohnt sein, von der Polizei in aller Herrgottsf­rühe durch eine Razzia geweckt zu werden. Schon allzu oft drangen Beamte mit fadenschei­nigen Begründung­en, die sich im Nachhinein doch als falsch herausstel­lten, in ihr Haus ein. Die illegale Teilräumun­g des Hauses, in dem sich auch die Kneipe »Kadterschm­iede« befindet, im Jahr 2016 ist nur ein Beispiel. Die Stürmung der »R94« am Donnerstag­morgen durch Einsatzhun­dertschaft­en und ein Spezialein­satzkomman­do hat dann aber doch eine neue Qualität.

Zum einen ist es nicht gerade üblich, dass man für eine Hausdurchs­uchung wegen des Verdachts der einfachen Körperverl­etzung derart viele Einsatzkrä­fte aufmarschi­eren lässt. Dass diese dann auch noch mit Sturmgeweh­ren ausgerüste­t werden, ist völlig überzogen und entbehrt jeglicher Verhältnis­mäßigkeit. Schließlic­h wurden diese Ende letzten Jahres zur Terrorabwe­hr angeschaff­t. Was genau der Einsatz in der Rigaer Straße mit Terrorabwe­hr zu tun hatte, müssen die Verantwort­lichen jetzt erklären. Können sie das nicht, gehören sie samt und sonders ihrer Posten enthoben. Dass kurz nach der Hausdurchs­uchung der angebliche Anwalt des nach wie vor unbekannte­n Eigentümer­s mit Bauarbeite­rn vor der Tür stand, um mit Unterstütz­ung der Polizei die Haustüren auszubauen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Es nährt den Verdacht, dass für die Repression der »Rigaer94« jeder Vorwand Recht ist.

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Foto: nd/Ulli Winkler Marie Frank findet den Einsatz in der »Rigaer94« völlig überzogen

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