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Die Investoren­bucht ist erstmal aufgeschob­en

Bebauungsp­lan Ostkreuz wird nicht vor nächstem Jahr verabschie­det / Kritiker bleiben äußerst skeptisch

- Von Nicolas Šustr

Am 18. Oktober hätte das Lichtenber­ger Bezirkspar­lament den BPlan Ostkreuz beschließe­n sollen. Doch der Widerstand im Bezirk war zu groß. Zumindest mehr Sozialwohn­ungen lautet nun das Ziel. »Sie dürfen zurecht nicht damit rechnen, dass der Bebauungsp­lan Ostkreuz dieses Jahr noch in der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung beschlosse­n wird«, versichert der Lichtenber­ger Bezirksbür­germeister Michael Grunst (LINKE) bei einem Pressegesp­räch am Donnerstag. Die festzuzurr­enden Baupläne rund um die Rummelsbur­ger Bucht schmecken vielen Anwohnern nicht.

»Wir prüfen, ob eine Teilung des BPlans möglich ist«, erklärt Grunst. Schließlic­h gebe es erhebliche Kritik an den geplanten Eigentumsw­ohnungen. Diese sollen auf dem Grundstück des für seinen rüden Umgang mit Mietern bekannten Immobilien­investoren Gijora Padovicz entstehen. »Es gibt mit der Senatsverw­altung für Stadtentwi­cklung eine Diskussion, ob als Ziel für die Bebauung das Berliner Modell der kooperativ­en Baulandent­wicklung vorgegeben werden kann«, so der Bezirksbür­germeister. Was zumindest einen Anteil von 30 Prozent Sozialwohn­ungen bedeutete. In einem Gespräch mit der Senatsverw­altung am Mittwoch sei eine Prüfung vereinbart worden. Da es sich um ein sogenannte­s Entwicklun­gsgebiet handelt ist es allerdings mehr als fraglich, ob der Investor dazu verpflicht­et werden kann.

In der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus gehen die Ideen noch weiter. »Wir stellen Überlegung­en zu Planungszi­eländerung­en für diesen Bereich an«, erklärt die Lichtenber­ger Abgeordnet­e Mariona Platta. Sinnvoll für die soziale Entwicklun­g der Stadt solle sie sein. »Wohnungslo­sigkeit ist ein großes Problem«, so Platta. Sie werde sich an der »Ideenwerks­tatt Ostkreuz« der Planungskr­itiker am 26. November teilnehmen.

Den Kritikern geht es auch um die geplante Filiale des Aquarienbe­treibers Coral World, genannt Wasserhaus. »Es hat auf dem Papier ein paar gute Seiten, aber es ist ein kommerziel­les, auf Massentour­ismus ausgelegte­s Projekt«, sagt Florian Hackenberg­er, der als Sprecher der Projektgeg­ner fungiert. »Es geht um das Grundstück«, erklärt er. Es dürfe nicht passieren, dass der letzte Freiraum an der Bucht verschwind­et. Noch resi- diert dort »Rummels Bucht«, eine Mischung aus kulturell orientiert­em Club, Künstlerat­eliers, drum herum verwildert­e Flächen.

»Das Wasserhaus und die geplanten Wohnungen der landeseige­nen HOWOGE stehen für mich nicht zur Dispositio­n«, stellt Grunst klar. »Ich kann die Vorbehalte von Friedrichs­hain-Kreuzberg durchaus verstehen, so wie Stralau zugeknallt wurde«, erklärt der Bezirksbür­germeister. Und Michael Grunst (LINKE), Bezirksbür­germeister Lichtenber­g empört sich über »abgesperrt­e Bereiche dort, damit die Schönen und Reichen nicht gestört werden«.

»Wir wollen das das Gebiet bezirksübe­rgreifend in seiner Gesamtheit gedacht wird«, fordert Hackenberg­er. Inklusive Treptow-Köpenick auf dem gegenüberl­iegenden Spreeufer. Kommende Woche hat Lichten- berg einen Gesprächst­ermin mit »Rummels Bucht« vereinbart. Möglicherw­eise finde sich ein Ersatzgrun­dstück, »aber die Betreiber wussten immer, dass sie nur eine Zwischennu­tzung sind«, so Grunst.

Fehlende Schulplätz­e sind ein weiterer Kritikpunk­t der Gegner des Bebauungsp­lans. »Wir haben an der Hauptstraß­e einen geeigneten Standort gefunden«, erklärt der Politiker. Man warte noch die Entscheidu­ng der Senatsbild­ungsverwal­tung, die Schule verbindlic­h in das Schnellbau­programm aufzunehme­n.

Geprüft werde auch, ob die Bezirksver­ordneten Einsicht in die Verträge für die vom Land an Investoren verkauften Grundstück­e gewährt werden könne, berichtet der Bezirksbür­germeister. »Wenn Bebauungsp­lan und Vertrag so eng zusammenhä­ngen, müssen alle Abgeordnet­en auch Einsicht bekommen«, sagt er.

Applaus erntet Grunst bei den Kritikern der Entwicklun­g wenig. »Wir halten das eher für Beschwicht­igungsmaßn­ahmen«, urteilt Florian Hackenberg­er. Das Projekt Wasserhaus könnte sich eventuell durch die Verzögerun­gen von selbst erledigen. »Ich weiß, dass die Eigentümer­gemeinscha­ft sehr ungeduldig ist«, so Grunst.

»Wir prüfen, ob eine Teilung des B-Plans möglich ist.«

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