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Bund zahlt für Altlast – teilweise

Münchner Tauziehen um Munitionse­ntsorgung auf Privatgrun­dstück geht weiter

- Von René Heilig

Was geschieht, wenn man in seinem Garten ein paar Schuss Infanterie­munition oder eine alte Handgranat­e findet? Man ruft die Polizei. Deren Feuerwerke­r erledigen das Notwendige oder beauftrage­n eine Entsorgung­sfirma. Das ist normal, insbesonde­re in Gegenden, in denen im Zweiten Weltkrieg heftige Kämpfe tobten. Doch das, was man März 2017 im Garten einer 74-jährigen Witwe im Münchner Stadtteil Freimann entdeckte, übersteigt diese »Normalität«. Dort stieß man auf 15 Tonnen Artillerie­munition und andere Sprengmitt­el, die offenbar in einem Betonbecke­n gelagert worden waren. Vor über 70 Jahren. Seitdem lebten die Menschen im weiten Umkreis auf einem Pulverfass. Während der Suche und dem Ab- transport der gefährlich­en Altlasten im März und April musste die Hausbesitz­erin samt weiteren 200 Nachbarn über Wochen evakuiert werden.

Die beispiello­se Entsorgung des Unheils in einem deutschen Privatgrun­dstück kostete über 1,7 Millio- nen Euro – ein Schock für die Grundstück­sbesitzeri­n. Die Stadt München sprang ein, will aber nicht auf den Kosten sitzenblei­ben. Zuständig sei der Bund, so heißt es, denn der ist als Rechtsnach­folger des Deutschen Reiches auch Eigentümer der Munition.

Der Streit dauerte mehr als eineinhalb Jahre, ohne dass sich etwas bewegte. Nun erklärte sich der Bund bereit, einen erhebliche­n Teil der Kosten zu übernehmen. In welcher Höhe, bleibt ein Geheimnis. Das zuständige Münchner Kreisverwa­ltungsrefe­rat schweigt vereinbaru­ngsgemäß. Geheimnisv­oll ist auch das Verhalten des Freistaate­s. Bayern hat nämlich noch immer nicht erklärt, ob es sich finanziell an der Entsorgung der Weltkriegs­munition beteiligt. Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter hatte sich mehrfach an den bayerische­n Ministerpr­äsidenten gewandt. Doch bis jetzt war Markus Söder (CSU) offenbar zu sehr mit seinem Noch-Parteichef, dem Bundesinne­nminister Horst Seehofer, mit dem Wahlkampf und der Regierungs­bildung befasst, um zu antworten.

Man stieß in einem Garten auf 15 Tonnen Artillerie­munition.

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