nd.DerTag

Kritik an Deutschlan­d

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Afrika-

Aktivisten und Wissenscha­ftler fordern von Bund und Ländern eine baldige Aufarbeitu­ng deutscher Gräueltate­n während der Kolonialze­it. Yonas Endrias, Vizevorsit­zender des Zentralrat­s der afrikanisc­hen Gemeinde in Deutschlan­d, betonte am Donnerstag bei einem Fachgesprä­ch der Grünen-Fraktion im Bundestag: »Es geht nicht um Geld, es geht um Würde.«

Entscheide­nd seien die Anerkennun­g der Verbrechen, zum Beispiel gegen Angehörige der Volksgrupp­en Herero und Nama im heutigen Namibia, und historisch­e Gerechtigk­eit. Die deutsche Kolonialge­schichte vor hundert Jahren müsse integriert werden in Kultur und Bildung, müsse an den Schulen gelehrt werden. Endrias sprach sich zudem für ein Mahnmal aus.

Der Leiter Forschungs­stelle »Hamburgs (post-)koloniales Erbe« an der Universitä­t Hamburg, Jürgen Zimmerer, kritisiert­e, dass es in Deutschlan­d zwar eine Debatte gebe, »aber keinen Mut«. Entschuldi­gungen von Bundeskanz­lerin und Bundespräs­identen stünden aus. Heftige Kritik äußerten er und andere Redner am Afrika-Beauftragt­en der Bundesregi­erung Günter Nooke (CDU). Dieser hatte in einem Interview mit der Zeitung »B.Z.« unter anderem gesagt, dass der Kalte Krieg Afrika mehr geschadet habe als die Kolonialze­it.

Im August hat erstmals eine staatliche deutsche Delegation Gebeine von Opfern der deutschen Kolonialze­it an Namibia zurückgege­ben. Die Staatsmini­sterin für internatio­nale Kulturpoli­tik im Auswärtige­n Amt, Michelle Münteferin­g (SPD), bat um Vergebung bei den Anwesenden. Gebeine von Herero und Nama waren im Laufe der deutschen Kolonialze­it aus Südwestafr­ika entwendet und unter anderem zu Zwecken der Rassenfors­chung nach Deutschlan­d gebracht worden.

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