Das wichtigste Spiel seit 118 Jahren
Mit einem Sieg gegen Kanada könnte sich erstmals eine deutsche Rugbymannschaft für die Weltmeisterschaft qualifizieren
Mit dem Sieg gegen Hongkong hat die deutsche Rugby-Nationalmannschaft beim Qualifikationsturnier für Aufsehen gesorgt. Gegen Favorit Kanada fällt die Vorentscheidung im Kampf ums letzte WM-Ticket. Vor dem wichtigsten Spiel in der Geschichte des deutschen Rugby tankten die »Schwarzen Adler« noch einmal Energie. Im sonnendurchfluteten Marseille stimmte sich die Nationalmannschaft auf den Showdown gegen Favorit Kanada im Kampf um das letzte WM-Ticket ein. »Das steht über allem, was Deutschland im Rugby jemals erreichen konnte«, sagt Schlussmann Christopher Hilsenbeck.
Gewinnt Deutschland am Sonnabend nach dem Auftaktsieg gegen Hongkong auch sein zweites Spiel beim Qualifikationsturnier, fehlt nur noch ein kleiner Schritt bis zur erst- maligen Teilnahme an einer WMEndrunde. Dort wären Vorrundenduelle mit Neuseelands legendären »All Blacks« und Südafrikas Springboks garantiert. »Die Jungs werden alles reinhauen. Wir glauben an unsere Chance«, sagt Cheftrainer Mike Ford.
Doch die Hürde ist hoch. »Es kommt Schwerstarbeit auf unsere Akteure zu«, sagt DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm, der die Chancen für das Team des vor 118 Jahren gegründeten Deutschen Rugby-Verbandes optimistisch auf 50:50 beziffert. Dabei ist Kanada der große Favorit im Wettstreit um den letzten zu vergebenen Startplatz für die Rugby-WM 2019 in Japan. Die Kanadier waren bislang bei jeder Endrunde dabei. Im Vorjahr jedoch mussten sie sich in der Qualifikation erstmals überhaupt den USA geschlagen geben, verloren anschließend auch im Playoff gegen Uruguay. Der Druck, der in der Heimat auf ihnen lastet, ist gewaltig.
Beim 65:19-Sieg gegen Kenia, das am 23. November letzter deutscher Gegner sein wird, hinterließen die Nordamerikaner am vergangenen Wochenende allerdings einen starken Eindruck. »Sie spielen ähnlich wie Hongkong, sind aber viel erfahrener«, sagt Ford, dessen Mannschaft gegen Hongkong (26:9) überzeugt hatte.
Der Erfolg hat in der Rugbywelt viel Aufsehen erregt, vor allem die Wucht der deutschen Sturmreihe hatte den vor Turnierbeginn in der Weltrangliste am höchsten notierten Gegner offenbar ziemlich überrascht. Im Gedränge oder Paket spielten die Deutschen ihre körperlichen Vorteile aus, in der Verteidigung ließen sie dank großem Kampfgeist keinen einzigen gegnerischen Versuch zu. sagt Das stimmte Sportdirektor Wilhelm auch für Sonnabend zuversichtlich: »Mit dieser Intensität können wir selbstbewusst in das Spiel gegen die Kanadier gehen.«