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Zu bedingungslosem Grundeinkommen, offenen Grenzen und Rassismus
Die soziale und politische Unklugheit, ein bedingungsloses Grundeinkommen zu propagieren und zu fordern, lehnt Ulrich Maurer mit logischer Schärfe ab. Zudem gewinnen seine Überlegungen an Überzeugungskraft, weil er sie so einfach wie möglich vorträgt. Die LINKE hat keinen Anlass, den Umgang mit der sozialen Frage nachzuäffen, wie ihn die seit Jahrzehnten unbelehrbare, engstirnige Sozialdemokratie betreibt. Maurer als langjähriger Insider in SPD und Linkspartei gibt einen richtigen Rat: Geben wir doch nicht für ein »Linsengericht« die Erfordernisse des Klassemkampfes beim Ringen um Gleichheit und Gerechtigkeit auf. Manfred Adam, Rostock
Ich teile die Analyse bezüglich der Politik der SPD in der ehemaligen DDR. Allerdings sehe ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, die von Teilen der Linkspatei proklamiert wird, durchaus positiv. Damit geht sie über den Status der »Kümmererpartei« hinaus und fordert, im Gegenteil zur SPD, ein Basiseinkommen, das ein Leben oberhalb des Hartz-IV-Niveaus ermöglicht. Das hat nichts mit Almosen zu tun, sondern kann ein Schritt sein, die Position des Arbeitnehmers in der Aushandlung von Arbeitsverträgen zu stärken. Auch für diejenigen, die auf dem Arbeitsmarkt nicht so gefragt sind, zum Beispiel alleinerziehende Mütter oder auch gering Qualifizierte, wäre dieses Modell eine Verbesserung zum jetzigen Zustand.
Ich sehe auch nicht die unterstellte Patriarchalisierung der sozialen Beziehun- gen. Ob mit oder ohne bedingungslosem Grundeinkommen, das Ziel linker Politik muss immer sein, geschlechterspezifische Unterschiede im sozialen Leben nicht zuzulassen. Im Gegenteil gestattet das Grundeinkommen bei ausreichender Bemessung Frauen, selbstständig ihr Leben zu gestalten.
Uwe Stehr, Ilmenau Es ist unfassbar. Nur 80 Jahre – geschichtlich ein Katzensprung – nach der Reichspogromnacht haben wir offensichtlich sämtliche Lehren aus der Zeit vor, während und nach dem Holocaust vergessen oder verdrängt. Das ist, andere Worte fallen mir dazu nicht ein, schändlich und pervers. Wir alle haben einen eigenen Kopf zum Denken, und wir alle sollten endlich, zweihundert Jahre nach der Aufklärung, damit anfangen, Vernunft anzunehmen und sie zu gebrauchen. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar – nicht allein die eigene in der eigenen kleinen Welt. Zu »Die Zäsur«, 9.11., S. 9; online: dasND.de/1105287
Ich habe als 12-Jähriger den 9. November 1938 in Dresden selbst erlebt. Ich war damals ein unbedarfter Junge, der nur die Verhältnisse im Nazireich kannte, unter denen ich aufgewachsen war. Aber ich lebte in einem Elternhaus, dem politi- scher Hass und Rassismus fremd waren. An diesem Tag ging ich mit meiner Mutter in das Kaufhaus »Renner« auf dem Altmarkt. Es war wohl das beste Kaufhaus in Dresden mit guten Waren, die teurer waren als anderswo. Aber das Kaufhaus gewährte auch auf kleinste Einkäufe Ratenzahlungen, die selbst für einen schmalen Geldbeutel erschwinglich waren. Bei unserer Ankunft bot sich uns ein seltsames Bild: Der Altmarkt war schwarz von den Menschenmassen. Wie das Summen eines riesigen Bienenschwarms hing das Stimmengewirr der Massen über dem Platz. Wir standen inmitten einer großen Menschenmenge, vor einem Modegeschäft mit hohen Schaufensterscheiben. Davor drängte sich ein großer Menschenschwarm. Das zersplitterte große Schaufenster war mit großen weißen Buchstaben beschmiert, die das Wort »JUDE« bildeten. Niemand ging hinein – aber alle glotzten hinein. Hinter der zersplitterten Scheibe stand eine ältere Frau hinter einem Verkaufstisch. Sie weinte. Ich verstand damals nicht, was hier vorging. Aber dieses weinende Gesicht war so verzweifelt, das ich es bis heute – und ich bin jetzt 92 Jahre alt – nicht vergessen habe.
Es gibt für mich nur eine Lehre daraus: Wehret den Anfängen!
Eberhard Kunz, Berlin
Zu »Dokumentation: Lieber frei als gleich«, 25.10., S. 10; online: dasND.de/1104213
Zu »Rassismus breitet sich in Deutschland aus«, 8.11., S. 1; online: dasND.de/1105164
Matthias Bartsch, Lichtenau-Herbram
Zu »Kandidat der Finanzmärkte«, 1.11., S. 2; online: dasND.de/1104703
Gott schütze uns vor Friedrich Merz. Die Kanzlerin soll uns einen letzten Dienst erweisen, indem sie verhindert, dass Friedrich Merz zum Kanzler dieses Landes gewählt wird. Wen und wozu hat Friedrich