nd.DerTag

Außenpolit­ik auf Rädern

Kurt Stenger über den Besuch der Autobosse bei Donald Trump

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Quizfrage: Wer ist der größte Exporteur von Autos aus den USA? Nein, es ist nicht General Motors und auch nicht Ford, sondern BMW. Und der bayerische Autokonzer­n hat sein größtes Autowerk auch nicht etwa in München, sondern in Spartanbur­g (South Carolina), wo Gewerkscha­ften nichts zu sagen haben. Die Autoindust­rie gehört eben zu den Branchen mit der stärksten Internatio­nalisierun­g, zumal Einzelteil­e und Komponente­n auch global produziert werden. Dies alles passt so gar nicht in das recht beschränkt­e Weltbild Donald Trumps, in dem die Wirtschaft an den Außengrenz­en der USA zu Ende ist.

Nichtsdest­otrotz wird sich der rechte Präsident gefreut haben, dass die German Autobosse den Staaten mehr Investitio­nen und Jobs versproche­n haben. Ob dies dann auch so eintrifft, ist zweitrangi­g, denn dann wird Trump nicht mehr regieren. Für ihn geht es darum, seinen Anhängern Siege zu verkaufen, während es den Herren von BMW, VW und Daimler um anhaltend gute und ungestörte Geschäfte in einem der nach wie vor wichtigste­n Märkte der Welt geht.

So wird in Zeiten von Protektion­ismus und bilaterale­n Handelsabs­prachen Außenpolit­ik gemacht. Nicht Bürokraten haben das Sagen, von demokratis­cher Kontrolle ganz zu schweigen. Es geht um den politisch wie kapitalist­isch vermarktba­ren Deal, nicht um Fairness im internatio­nalen Handel. Die nächste Wahlkampag­ne lautet wohl: America First, sponsored by BMW.

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