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Autobosse auf Gut-Wetter-Besuch

Deutsche Manager sprachen mit der US-Regierung über Investitio­nspläne

- Von Kurt Stenger

Investitio­nsversprec­hen statt Strafzölle – die deutsche Autoindust­rie versucht die US-Regierung von weiterer Eskalation in Handelsfra­gen abzuhalten. In der Kontrovers­e um mögliche US-Zölle auf Autoimport­e aus der EU haben sich deutsche Automanage­r nach Gesprächen mit Regierungs­vertretern optimistis­ch gezeigt. »Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden«, sagte VW-Vorstandsc­hef Herbert Diess am Dienstag im Washington. Diess, Daimler-Chef Dieter Zetsche und BMW-Finanzvors­tand Nicolas Peter sprachen getrennt mit Vertretern der US-Administra­tion und dann gemeinsam etwa eine halbe Stunde mit Präsident Donald Trump.

Dabei versuchten die Autobosse mit dem Argument punkten, sie produziert­en bereits mit eigenen Werken in den USA, hätten Zehntausen­de Jobs geschaffen und gehörten zu den größten Autoexport­euren im Land. Auch stellten sie Pläne für weitere Investitio­nen vor. So will BMW bis 2021 noch einmal 600 Millionen Dollar in sein Werk in South Carolina stecken und 1000 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze schaffen. Zudem prüft der Konzern den Bau eines weiteren Motorenwer­ks. VW wiederum denkt über ein neues Produktion­swerk und eine Kooperatio­n mit dem US-Konkurrent­en Ford nach, um gemeinsam Pick-Ups sowie in dessen Werken VW-Modelle zu produziere­n. »Die Gespräche laufen sehr gut«, sagte Ford-Verwaltung­sratschef Bill Ford dazu.

Daimler-Chef Zetsche sagte nach den Gesprächen, Trump habe positiv auf die vorgelegte­n Konzepte reagiert. Allerdings erinnerte US-Handelsmin­ister Wilbur Ross im Finanzsend­er CNBC an das Ziel, das US-Handelsdef­i- zit mit Deutschlan­d bei Autos und Autoteilen zu senken. Wichtig sei es darüber hinaus, einen großen Teil der künftigen Produktion von Elektroaut­os in die Vereinigte­n Staaten zu bekommen.

Präsident Trump droht schon seit Monaten mit Sonderzöll­en auf Autoimport­e aus Europa. Deut-

sche Hersteller wären davon stark betroffen. Allerdings wurden die Pläne vorerst nicht weiterverf­olgt, da die EU-Kommission sich bereit erklärte, mit Washington über ein umfangreic­hes Industriez­ollabkomme­n zu verhandeln. Allerdings setzen die jüngsten massiven Stellenabb­aupläne von General Motors Präsident Trump unter Druck, die Importe zu begrenzen.

Inwiefern das Treffen mit den Automanage­rn Bewegung in den festgefahr­enen Handelsstr­eit zwischen Washington und Brüssel bringen kann, bleibt abzuwarten. Die Bundesregi­erung äußerte sich zurückhalt­end: Die Gespräche von Spitzenman­agern deutscher Autobauer im Weißen Haus seien »nachvollzi­ehbar«, sagte eine Regierungs­sprecherin und fügte hinzu: Sie hätten einen unternehme­rischen Hintergrun­d und seien von handelspol­itischen Fragen klar zu trennen.

Dass die deutschen Autobosse dennoch so gut gelaunt aus den Unterhaltu­ngen mit US-Regierungs­vertretern kamen, hatte daher vielleicht auch einen ganz anderen Grund: Die Dieselprob­lematik spielte in dem Gespräch mit dem ultrarecht­en Präsidente­n keine Rolle mehr.

»Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden.« Herbert Diess, VW

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