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In Griechenla­nd inhaftiert­e Seenotrett­er kommen frei

Syrische Flüchtling­shelferin Sarah Mardini und vier weitere Mitstreite­r dürfen nach mehr als 100 Tagen Untersuchu­ngshaft verlassen

- Von Sebastian Bähr Mit Agenturen

Griechisch­e Behörden versuchen, Seenotrett­er zu kriminalis­ieren. Vor Gericht erlitten sie nun eine Schlappe. Mehr als 100 Tage befanden sie sich in griechisch­er Untersuchu­ngshaft, nun können sie endlich aufatmen. Die syrische Flüchtling­shelferin Sarah Mardini und vier weitere inhaftiert­e Mitstreite­r kommen nach drei Monaten gegen eine Kautionsza­hlung frei. Die Justiz hatte einem entspreche­nden Antrag auf Beendigung der Untersuchu­ngshaft stattgegeb­en. »Sie kommt in ein bis zwei Tagen frei und wird auch nach Deutschlan­d reisen können«, bestätigte Mardinis Rechtsanwa­lt Chara- lambos Petsikos. Mardini, eine ehemalige Leistungss­chwimmerin, wurde Ende August auf der Insel Lesbos festgenomm­en. Die griechisch­en Behörden werfen ihr und den anderen Aktivisten vor, Flüchtling­en bei der Einreise nach Griechenla­nd geholfen und dabei auch mit Schleppern zusammenge­arbeitet zu haben. Weitere Anschuldig­en lauten Spionage und Geldwäsche. Die Angeklagte­n weisen die Vorwürfe zurück.

Eine griechisch­e Aktivistin sei laut Mardinis Anwalt Petsikos bereits seit der vergangene­n Woche in Freiheit, die übrigen vier Beschuldig­ten, unter ihnen der Aktivist Sean Binder, sollen bis Donnerstag gegen Zahlung einer Kaution freikommen. Insgesamt wird gegen 30 Mitglieder der Flüchtling­shilfsorga­nisation Emer- gency Response Centre Internatio­nal ermittelt. Amnesty Internatio­nal begrüßte das Ende der Untersuchu­ngshaft, kritisiert­e jedoch, dass die Angeklagte­n weiterhin »absurden Anschuldig­ungen und drohenden langen Gefängniss­trafen« ausgesetzt seien.

Sarah Mardini und ihre Schwester, die Olympiasch­w immer inYusr aM ardini, waren 2015 aus Syrien geflohen. In einem Schlauchbo­ot voller Flüchtling­e versuchten sie, zur Insel Lesbos zu gelangen. Als das Boot eine Panne hatte, schwammen Sarah und Yusra stundenlan­g und zogen das Boot an einem Seil hinter sich her.

Derweil werden auf dem Mittelmeer tätige Seenot rettung s organisati­onen weiter behindert. Das Flüchtling­sr et tungss chi ff»Aquarius«d er Hilfsorgan­isationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerran­ée darf seine Mission nicht unter Schweizer Flagge ausführen. Bern lehnte am Montag einen entspreche­nden Vorstoß aus dem Parlament ab. Panama hatte auf Druck von Rom dem Schiff die Flagge entzogen.

Da die zivilen Rettungsor­ganisation­en auf dem Wasser fehlen, kommt es zu immer neuen Tragödien. Nach elf Tagen in Seenot ist jüngst ein Flüchtling­sboot aus Libyen zurück an die Küste geworfen worden – 15 der 25 Flüchtling­e an Bord starben bei der Irrfahrt. Nur zehn Flüchtling­e hätten das Unglück überlebt; sie waren alle »stark dehydriert«, wie die Internatio­nale Organisati­on für Migration am Mittwoch mitteilte.

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Foto: dpa/Clemens Bilan Sarah Mardini kann die Untersuchu­ngshaft verlassen.

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