Laos entwickelt seine Infrastruktur
Der Straßenbau durch chinesische Firmen erhöht die Abhängigkeit vom Nachbarn
Die Regierung untersagt die Weiterführung von Projekten, die durch Korruption zustande kamen. Chinesische Unternehmen springen ein. Eine Billion ist eine Zahl mit zwölf Nullen. Eine Billionen Kip, der laotischen Währung, sind etwa 100 Millionen Euro. Eine erkleckliche Summe, um die nach Aussage von Premierminister Thongloun Sisoulith staatliche Mit Thomas Billhardt auf den Spuren der Vergangenheit Investitionsprojekte überteuert angeboten wurden. Gepaart mit schlechter Qualität und chronischer Bauzeitüberschreitung erhöht sich der Schaden für die Volkswirtschaft eines der ärmsten Länder der Welt noch deutlich. Doch damit nicht genug. Viele Infrastrukturprojekte wurden außerhalb des Haushaltsplanes der Regierung angeschoben. Da keine Haushaltsmittel vorgesehen sind, muss der interessierte Investor das Geld selbst mitbringen und hoffen, es vom Staat irgendwann zurückzubekommen. Das kann dauern, und so schlägt der Investor eben etwas auf. Zinsen zum Beispiel, denn er hat auch nicht so viel Geld, um Straßen zu finanzieren. Das holt er sich von der Bank, einer staatlichen wohlgemerkt. Die sieht bei einem staatlichen Auftrag die Zahlungsfähigkeit naturgemäß als gegeben.
Nun kam die Regierung dahinter, dass solche Aufträge meist ohne das eigentlich vorgeschrieben Ausschreibungsverfahren über die Bühne gingen und massiv überteuert waren. Nicht zum Schaden derer, die die Genehmigungen dafür erteilten. Daraufhin untersagte sie alle Zahlungen an Schwarzbauten. Als Resultat blieben nun Projekte unvollendet und Baufirmen gerieten in größte Probleme, denn zu den Krediten gesellten sich rasch auflaufende Zinsen. Im nächsten Schritt kamen auch die Banken in die Klemme, denn ohne Zinseinnahmen und Kreditrückzahlungen können sie keine neuen Kredite ausreichen und kein Geld verdienen.
Kein Wunder, dass die Regierung nach neuen Wegen sinnt, auch ohne eigene Investitionen die Infrastruktur zu entwickeln. Die Zauberformel heißt BOT (build, operate, transfer), zu Deutsch: bauen, betreiben, übergeben. Gebaut wird von Chinesen, die ihrerseits im Rahmen des gewaltigen Seidenstraßenprojektes der chinesischen Regierung günstig an Kredite kommen. Die Rede ist letztlich von einer komplett neuen Nord-Süd-Verbindung durch ganz Laos, die nicht nur von besserer Qualität, sondern auch deutlich kürzer als die einst von den französischen Kolonialherren angelegte Trasse sein soll. Der Bau auf dem ersten Teilstück aus der Hauptstadt Vientiane Richtung Norden bis zur Tourismushochburg Vang Vieng ist im Gang und auf den künftig 110 statt 156 Kilometer soll 2021 der Verkehr rollen. 1,3 Milliarden Dollar kostet das Stück, bezahlt, und das sagt man nicht gern, wird es letztlich von den Nutzern. Die chinesische Firmen können 50 Jahre, bis zur Übergabe der Straßen an die laotische Regierung Zeit, Mautgebühren einziehen. Schritt für Schritt soll die Autobahn entlang der ebenfalls im Bau befindlichen Eisenbahnlinie bis zur chinesischen Grenze ausgebaut werden.
Von Vientiane wird aber auch nach Süden gebaut. Die Planungen für die insgesamt 585 Kilometer bis in die südlaotische Provinzhauptstadt Pakse sind weit gediehen. Laotische Offizielle sehen in den sogenannten Megaprojekten ein Mittel, die hochgesteckten Entwicklungsziele des Landes zu erreichen und dem zuletzt auf knapp über sechs Prozent pro Jahr gefallenen Wirtschaftswachstum eine neue Dynamik zu verleihen. Die braucht das Land, um sich aus der Schuldenklemme zu befreien. Aufmerksame Beobachter fürchten allerdings eher das Gegenteil: wachsende Verschuldung und Abhängigkeit. Wang Wentian, Chinas Botschafter in Laos, ließ anklingen, von wem: entlang der Eisenund Autobahntrassen sei die Schaffung eines chinesisch-laotischen Wirtschaftskorridors im Gang, dessen Ausbau er auf 10-15 Jahre veranschlagte.