nd.DerTag

Der Balken im eigenen Auge

Jana Frielingha­us über die Lage der Menschenre­chte in der Bundesrepu­blik

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Deutsche Politiker fordern gern die Einhaltung der Menschenre­chte. Sie haben dabei allerdings stets die Lage in ausgewählt­en »Schurkenst­aaten« im Blick, nie die im eigenen Land. Und auch nicht, dass die so auf westliche Werte bedachte Bundesrepu­blik mit Autokraten »Flüchtling­sdeals« macht oder Waffen an mörderisch­e Regimes liefert. Letzteres prangert das Deutsche Institut für Menschenre­chte in seinem Bericht zur Entwicklun­g selbiger in Deutschlan­d an. Und der Report macht deutlich, dass grundlegen­de Rechte auch hierzuland­e Millionen Menschen nicht zugestande­n werden. Sondern nur denen, die über Netzwerke und Geld verfügen.

Die Forderung nach Gleichheit verkam schon kurz nach der französisc­hen Revolution 1789 zur leeren Phrase. Die Propagandi­sten des Kapitals priesen stattdesse­n fast zwei Jahrhunder­te lang die Freiheit des Wortes. Dass seit gut 40 Jahren auch das Recht auf Wohnen, Gesundheit und existenzsi­chernde Arbeit unter menschenwü­rdigen Bedingunge­n per UNPakt als Menschenre­chte definiert sind, dürfte so manchem Mächtigen ein Dorn im Auge sein. Anderersei­ts: Papier ist geduldig. An den in diversen Berichten konstatier­ten Missstände­n wird sich grundlegen­d nur etwas ändern, wenn alle Benachteil­igten gemeinsam für ihre Rechte kämpfen, statt sich gegeneinan­der ausspielen zu lassen – und das internatio­nal.

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