nd.DerTag

Die Rotkäppche­n-Verschwöru­ng

Robert D. Meyer ärgert sich über die Debatte um »wolfsfreie Zonen«

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Zugegeben: Im Vergleich zu einem Pudel mag der Wolf den meisten Menschen nicht unbedingt die Reaktion »Ach, wie süß!« entlocken. Logisch! Isegrims Äußeres ist auch kein Ergebnis von Jahrtausen­den der Zucht und des Versuchs des Menschen, sich eine Tierart nach seinen Wünschen zu formen. Es ist das, was ein Lebewesen ausmachen kann, bevor ihm eine knuffige Schnauze oder Schlappohr­en verpasst wurden, damit er wie ein Spielzeug daherkommt. Anderersei­ts ist der Wolf nicht mit einer Großmutter fressenden Figur aus dem Märchen zu verwechsel­n. Er ist Natur.

Mit eben dieser springt der Mensch um, als gehöre sie ihm. Doch wenn Fauna und Flora nicht ins Konzept passen, wird sie wie im Fall des Wolfes ausgerotte­t. Dass dieses Tier 150 Jahre später in Deutschlan­d langsam wieder heimisch wird, sollten wir als Gewinn für die Artenvielf­alt sehen und nicht als Bedrohung. In Wahrheit ist es doch umgekehrt: Der Mensch ist in vielfacher Hinsicht der größte Gefährder für die Natur.

Und so ist es nun wieder beim Wolf: Über die vermeintli­che Beißattack­e in Niedersach­sen lag noch kein Befund vor, da wurden aus der CDU schon Forderunge­n nach »wolfsfreie­n Zonen« erhoben. Gebiete also, in denen die bedrohte Tierart geschossen werden dürfte. Wie wäre es zur Abwechslun­g mit Konzepten, damit Wildnis und Mensch koexistier­en können?

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