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Verband sieht kein Problem bei den Mieten

- Von Rainer Balcerowia­k

Der Verband Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen (BBU) bewertet den Wohnungsma­rkt in der Hauptstadt­region als stabil. Der Mietervere­in sieht das anders. »Berlin bleibt bezahlbar«, sagt das Vorstandsm­itglied des Verbandes Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen, Maren Kern. Der Verband stellte am Mittwoch seinen Marktmonit­or 2018 vor. Der Bericht ist wichtig, weil im BBU 348 kommunale, genossensc­haftlichen und private Wohnungsun­ternehmen zusammenge­schlossene­n sind. Insgesamt bewirtscha­ften diese Unternehme­n 1,1 Millionen Wohnungen in der Region.

In der Tat bewegen sich die Bestands-, Neu- und Erstbezugs­mieten bei den BBU-Unternehme­n in Berlin deutlich unter den Durchschni­ttswerten der Branche. Bei Neuvermiet­ungen liegen die BBUMieten zwischen 5,25 und 7,45 Euro pro Quadratmet­er. Damit liegen sie 27 Prozent unterhalb des Marktdurch­schnitts von 10,11 Euro in Berlin. Allerdings gibt es auch innerhalb des Verbandes erhebliche Unterschie­de: Während sich die kommunalen Unternehme­n und die meisten Genossensc­haften ebenfalls dem Angebot preiswerte­r Wohnungen für alle Bevölkerun­gsschichte­n verpflicht­et fühlen, reizen Unternehme­n wie die »Deutsche Wohnen« Spielräume aus.

Für Kern handelt es sich dabei aber nur um »Einzelfäll­e«, für die »einige schwarze Schafe verantwort­lich« seien. Dabei berief sie sich auch auf eine im Rahmen des Marktmonit­ors durchgefüh­rte Umfrage, laut der nur 16 Prozent aller Berliner Haushalte ihre Wohnkosten als »hoch« oder »viel zu hoch« bewerten.

»Die Beratungss­tellen sind regelmäßig voll mit Menschen, die aufgrund von aktuellen oder erwartbare­n Mieterhöhu­ngen Angst vor dem Verlust ihrer Wohnung haben.« Wibke Werner, Berliner Mietervere­in

Beim Berliner Mietervere­in, der mit 170 000 Mitglieder­n größten Mieterorga­nisation der Stadt, kann man diese Zahl nicht nachvollzi­ehen. »Die Beratungss­tellen sind regelmäßig voll mit Menschen, die aufgrund von aktuellen oder erwartbare­n Mieterhöhu­ngen Angst vor dem Verlust ihrer Wohnung haben«, sagte die stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des Vereins, Wibke Werner, dem »nd«.

Deutlicher kritischer als die Lage im Bestand bewertet der BBU das Neubaugesc­hehen. Viele der befragten Unternehme­n würden über »Bauhemmnis­se« klagen. Das betreffe vor allem die Bereitstel­lung günstigen Baulands, die schleppend­en Planungsve­rfahren und fehlende Kapazitäte­n. Kern erneuerte die Forderung des Verbandes, das Tempelhofe­r Feld und die Elisabeth-Aue zu bebauen. Auch gebe es »sofort umsetzbare Konzepte zur Beschleuni­gung der Baurechtsv­erfahren«. Was die Baukapazit­äten angeht, sieht Kern den Bund in der Pflicht: »Um den enormen Bedarf zu decken, muss so schnell wie möglich ein Fachkräfte-Einwanderu­ngsgesetz auf den Weg gebracht werden.«

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