Sexuelle Übergriffe lange bekannt
Die
Schwedische Akademie soll bereits in den 90er Jahren darauf aufmerksam gemacht worden sein, dass sich der Theaterregisseur Jean-Claude Arnault gegenüber Frauen unpassend verhielt. Einem Bericht des schwedischen Fernsehens SVT zufolge hatten drei Frauen der Akademie geschrieben, Arnault habe sie sexuell belästigt. Die Briefe waren nicht beantwortet worden. Der Franzose Jean-Claude Arnault wurde am Montag wegen zweifacher Vergewaltigung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. 2017 hatten 18 Frauen in der Zeitung »Dagens Nyheter« von sexuellen Übergriffen seitens Arnaults berichtet.
Arnault steht der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, sehr nah. Seine Frau ist Mitglied des Gremiums. Außerdem leitete er einen Kulturverein, der mit 100 000 Schwedischen Kronen (etwa 9700 Euro) im Jahr von der Akademie bezuschusst wurde. Als die Vorwürfe gegen Arnault bekannt wurden, forderten einige Akademiemitglieder Konsequenzen, wurden aber überstimmt. Seitdem ist die Akademie völlig zerstritten.
Eine der Briefschreiberinnen war dem Bericht zufolge die Künstlerin Anna-Karin Bylund. Sie schrieb, sie sei 1994 von JeanClaude Arnault im Zusammenhang mit einer Ausstellung »sexuell belästigt und sexuell missbraucht« worden. »Ich bekam keine Antwort, also schwieg ich«, erzählte sie SVT. Dem schwedischen Radio sagte der damalige Ständige Sekretär Sture Allén: »Das war etwas sehr Vages und Flüchtiges, das einmal aufkam und nicht weiter verfolgt wurde.« Inzwischen hat Bylund eine Entschuldigung erhalten.