nd.DerTag

Länder wollen kein »vergiftete­s Geschenk«

Kultusmini­ster bekennen sich zu Digitalpak­t für technische Aufrüstung an Schulen – unter Bedingunge­n

- Von Jana Frielingha­us Mit Agenturen

Auf ihrer Konferenz in Berlin verabschie­deten die Bildungsre­ssortchefs der Bundesländ­er eine Erklärung zur Modernisie­rung des Unterricht­s. Die Kultusmini­ster der Länder haben sich am Donnerstag gegen die vom Bundestag vergangene Woche beschlosse­ne Grundgeset­zänderung für mehr finanziell­e Kooperatio­n zwischen Bund und Ländern ausgesproc­hen. Zugleich bekannten sich die Bildungsre­ssortchefs in einer Erklärung zum sogenannte­n Digitalpak­t Schule. Dieser müsse »zügig« umgesetzt werden.

Der Pakt sieht vor, dass der Bund für die bessere technologi­sche Ausstattun­g der Schulen fünf Milliarden Euro bereitstel­lt. 500 Millionen Euro sollen die Länder beisteuern. Die Mittel sollen vor allem in die Ausstattun­g der rund 40 000 Schulen mit kabellosem Internetzu­gang fließen. Auch für die Anschaffun­g von Laptops und Tablets darf ein Teil der Gelder verwendet werden. Grundsätzl­ich sollen die Schüler die Geräte aber selbst mitbringen.

Was die Frage einer Grundgeset­zänderung betrifft, so wollen die Länder am 14. Dezember den Vermittlun­gsausschus­s des Bundesrate­s zur Klärung anrufen. In der vergangene­n Woche hatte der Bundestag bereits eine Verfassung­sänderung zur weiteren Lockerung des Kooperatio­nsverbots zwischen Bund und Ländern beschlosse­n. Die Länder lehnen den Gesetzeste­xt jedoch ab, da er unter anderem vorsieht, dass die Länder bei den gemeinsam finanziert­en Projekten ab 2020 die Hälfte der Kosten tragen sollten. Nur beim Digitalpak­t soll der Bund 90 Prozent der Ausgaben übernehmen.

Der Sprecher der SPD-geführten Länder, Hamburgs Schulsenat­or Ties Rabe, warb dafür, grundsätzl­ich den eingeschla­genen Weg über die Grundgeset­zänderung zu gehen. Seine badenwürtt­embergisch­e Kollegin Susanne Eisenmann (CDU) sprach sich im Namen der Länder, in denen die Union mitregiert, dafür aus, den Pakt ohne Verfassung­sänderung umzusetzen. In der vom Bundestag beschlosse­nen Form lehnten 15 der 16 Kultusmini­ster die Grundgeset­znovelle ab.

Helmut Holter (LINKE), Bildungsmi­nister von Thüringen und derzeit Chef der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK), monierte auf einer Pressekonf­erenz am Donnerstag, die Halbe-halbe-Finanzieru­ng sei ganz am Ende von den Haushälter­n der Großen Koalition in den Gesetzeste­xt eingebaut und nicht mit den Ländern abgesproch­en worden. In der Erklärung der KMK heißt es, es gelte, »alle verfassung­srechtlich­en Möglichkei­ten auszuloten, um eine zügige Inkraftset­zung des Digitalpak­ts zu gewährleis­ten«. Holter betonte zugleich, die Vereinbaru­ng könne auch ohne Grundgeset­zänderung umgesetzt werden.

Kritik am Vorgehen des Bundestage­s äußerte auch Brandenbur­gs Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE). Komme die Verfassung­sänderung so, wie im Bund beschlosse­n, wären die Bundeszusc­hüsse an die Länder ein »vergiftete­s Geschenk«, erklärte Görke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany