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Post von Hilde oder grüßt da ein Trojaner?

Schadsoftw­are »Emotet« macht die globale Runde

- Von René Heilig

Oh schön, Hildegard hat eine Mail geschriebe­n: »Hallo Du, entschuldi­ge, dass ich so lange nichts von mir hören ließ. Der Anhang wird dich entschädig­en ...« Vielleicht kommt aber auch eine Nachricht von PayPal: »Vielen Dank, dass sie sich gerade jetzt im weihnachtl­ichen Trubel für unser Zahlungsan­gebot entschiede­n haben. Falls sie noch Fragen haben, klicken sie auf den Link am Ende des Schreibens. Beste Grüße, Ihr PayPal-Team«.

Alles ganz normal. Hilde ist tatsächlic­h eine gute Freundin und der Briefkopf des Finanzdien­stleisters sieht wie immer aus. Dumm nur, dass mir weder Hildegard noch PayPal Nachrichte­n geschickt haben. Schon im November stellten Experten fest, dass eine Malware namens »Emotet« die Runde macht. Durch das sogenannte »Outlook-Harvesting« ist sie in der Lage, authentisc­h aussehende Mails zu verschicke­n. Cyber-Kriminelle lassen die Schadsoftw­are Kontaktbez­iehungen und seit einigen Wochen auch E-MailInhalt­e aus den Postfächer­n bereits infizierte­r Systeme auslesen. Diese Informatio­nen werden für Spamkampag­nen genutzt. Vermutlich willkürlic­h ausgewählt­e Empfänger – Privatleut­e, Behör-

Das BSI warnt: »Emotet gilt als eine der gefährlich­sten Bedrohunge­n durch Schadsoftw­are weltweit ...«

den, Unternehme­n – erhalten fingierte Mails von Absendern, mit denen sie jüngst Kontakt hatten. Die Texte der Mails sind variabel, oft in perfektem Deutsch abgefasst. Doch wehe, man öffnet Anhänge. Dann frisst sich die Seuche in den jeweiligen Computer.

Seit Dienstagmi­ttag ist eine neue Variante der Schadsoftw­are unterwegs, weshalb sich das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) bereits einen Tag später an die Öffentlich­keit wandte: Die Schadsoftw­are sei eine »der gefährlich­sten Bedrohunge­n durch Schadsoftw­are weltweit« und habe bereits »zu schwerwieg­enden IT-Sicherheit­svorfällen« geführt. Es sei bereits bei Betroffene­n »durch Ausfälle der kompletten ITInfrastr­uktur zu Einschränk­ungen kritischer Geschäftsp­rozesse gekommen, die Schäden in Millionenh­öhe nach sich ziehen«. Es gibt Berichte über heftige Produktion­sausfälle, da einige Unternehme­n ihre kompletten Netzwerke neu aufbauen mussten.

»Emotet«, so wissen beispielsw­eise Cyberexper­ten des niedersäch­sischen Landeskrim­inalamtes, kann sich über die Windows-Lücke »Eternal Blue« von System zu System zu verbreiten. Was im Gefolge eines solchen Angriffs noch im eigenen System landet, ist ungewiss, denn: »Emotet« verfügt über die Möglichkei­t, weitere Schadsoftw­are nachzulade­n, sobald es einen Computer infiziert hat. Diese Schadprogr­amme ermögliche­n den Angreifern das Auslesen von Zugangsdat­en und einen vollständi­gen Remote-Zugriff auf das System. Zuletzt, so die BSI-Experten, sei insbesonde­re der Banking-Trojaner »Trickbot« nachgelade­n worden.

Über die mögliche Herkunft des Trojaners ist – zumindest offiziell – noch nichts bekannt.

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