nd.DerTag

Bitte nicht mehr Fahrgäste!

Stephan Fischer über den Fahrplanwe­chsel und den Zustand der Bahn

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Die Bahn wird von ihrem eigenen Erfolg überrannt – und reagiert: mit mehr Zügen auf der Rennstreck­e Berlin-München beispielsw­eise, die mit ihrer Fahrzeit dem innerdeuts­chen Flugverkeh­r Konkurrenz machen. An diesem Erfolg zeigen sich allerdings auch die Probleme einer jahrelang auf Rendite getrimmten Bahn. Sie ist für mehr Fahrgäste schlicht nicht mehr gewappnet. Die Folgen zurückgeba­uter und vernachläs­sigter Infrastruk­tur sowie des Personalma­ngels sorgen dann bei jenen für Frust, die sich wegen günstiger Sparpreise verstärkt auf die Schiene trauen. Die Bahn stöhnt selbst über die Rabatte: Züge sind noch voller und gegen eine Fernbuskon­kurrenz, die keine Maut zahlt, und Flieger, ihrerseits kerosinste­uerbefreit, ist so ein Preiskampf dazu ruinös.

Das ist auch Folge von Entscheidu­ngen dienstwage­nfahrender Nullen in schwarzen Anzügen. Das ist auch Folge politische­r Vernachläs­sigung und ja, auch Zerstörung. Hochgeschw­indigkeits­verkehr sieht gut aus, ist in einem dicht besiedelte­n Flächenlan­d anders als in Spanien oder Frankreich aber wenig sinnvoll. Die Fläche selbst wurde (und wird) hingegen jahrzehnte­lang vernachläs­sigt, nicht nur Mecklenbur­g-Vorpommern ist mittlerwei­le bahntechni­sch betrachtet fast ein weißer Fleck. Aber vom Berliner AudiBMWMer­cedes-, Entschuldi­gung, Verkehrsmi­nisterium aus ist das auch vernachläs­sigenswert weit weg.

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