Sanktionierte
Gerade erst hatten die USA und China einen »Waffenstillstand« vereinbart. Die Verhaftung von Meng Wanzhou könnte nun für neuen Zündstoff im Handelsstreit sorgen. Am Wochenende war die Finanzchefin und stellvertretende Vorsitzende des chinesischen Telekomunternehmens Huawei beim Wechseln ihres Flugzeugs in Vancouver auf Ersuchen der USA von kanadischen Behörden festgenommen worden. Die USA beschuldigen sie, Sanktionen gegen Iran missachtet zu haben und fordern ihre Auslieferung. Schnell hatte die chinesische Botschaft in Kanada reagiert, Mengs Festnahme bereits am Mittwoch ausdrücklich verurteilt und die USA und Kanada aufgefordert, »das Fehlverhalten sofort zu korrigieren und die persönliche Freiheit von Frau Meng wiederherzustellen«.
Die 46-jährige Schulabbrecherin begann ihre Karriere bei Huawei Ende der 1980er Jahre als Sekretärin in der damals noch sehr überschaubaren Firma ihres Vaters. Der hatte den heutigen Elektroriesen 1987 in der südchinesischen Sonderwirtschaftszone Shenzhen gegründet. Meng holte ihren Schulabschluss nach und erlangte einen Masterabschluss in Buchhaltung an der Huazhong Universität für Wissenschaft und Technologie. Danach kehrte sie zu Huawei zurück, war unter anderem als Leiterin der internationalen Buchhaltung und der Rech- nungsprüfung tätig. Im Jahr 2017 wählte das »Forbes Magazin« sie auf Platz acht der herausragendsten Geschäftsfrauen. Schon damals nannte sie sich Sabrina Meng, hatte sich wie viele international erfolgreiche Personen aus China einen englischen Namen gegeben. Auch als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters wurde sie schon seit längerem gehandelt.
Ob sie diesen Posten antreten wird, hängt von einer möglichen Verurteilung und dem weiteren Verlauf der Beziehungen zwischen China und den USA ab. Am Donnerstag waren die Reaktionen auf ihre Verhaftung schon verhaltener: So lehnte Gao Feng, Sprecher des Handelsministeriums, es ab, die Festnahme zu kommentieren. Im Konflikt mit den USA sei China jedoch zuversichtlich.