nd.DerTag

Gelungene Integratio­n

Ulrike Henning über Saufen und Prügeln als Kulturelem­ente

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Vier junge Männer haben in Amberg auf offener Straße im angetrunke­nen Zustand auf Passanten eingeschla­gen. Bis jetzt ist bekannt, dass die meisten der zwölf Opfer zum Glück nur leicht verletzt wurden. Von einer Prügelorgi­e kann demnach wohl keine Rede sein. Ein Ermittlung­sverfahren läuft, ein Gerichtspr­ozess könnte folgen, vielleicht sogar eine Verurteilu­ng. Mit einer dann anschließe­nden Abschiebun­g nach Afghanista­n oder Iran könnte es schwierig werden. Gefordert wird das trotzdem, immer öfter und immer lauter.

Liebe Leute, die ihr diese Straftäter aus Deutschlan­d beseitigen wollt: Warum eigentlich? Die Jungs haben doch wirklich schon was gelernt. Fast 30 Prozent der gefährlich­en und schweren Körperverl­etzungen in Deutschlan­d wurden 2017 unter Alkoholein­fluss verübt. Noch ist unklar, ob die Angriffe in Amberg überhaupt unter diesem Tatbestand einzuordne­n sind. Doch zur Alltagserf­ahrung etwa im öffentlich­en Nahverkehr oder im Umfeld verschiede­nster Volksfeste gehört auch: Pöbeln, Randaliere­n, Rempeln und mehr – unter Alkoholein­fluss – werden durchaus toleriert. Wird deshalb öffentlich­er Alkoholkon­sum oder solcher generell verboten? Das wäre ein Generalang­riff auf unsere speziell deutsche Spaßkultur! Da sollten wir etwas weltoffene­r sein, auch neue Mitbürger teilhaben lassen. Prellung, Nasenbein gebrochen? Kein Problem: Umnebelung durch Promille bringt sogar Strafmilde­rung. Also mal halblang.

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