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Auf eine »Investition« der ganz anderen Art einigten sich am Mittwoch Carsten Kengeter und die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Der ehemalige DeutscheBörse-Chef muss 4,75 Millionen Euro zahlen. Dafür werden die Ermittlungen gegen ihn eingestellt. 250 000 Euro gehen an eine gemeinnützige Einrichtung, die restlichen 4,5 Millionen Euro an die Staatskasse. Doch wie war es zu dieser besonderen »Investition« gekommen?
Eigentlich hatte alles sehr vielversprechend begonnen: Als der Ex-Investmentbanker am 1. Juni 2015 Chef der Deutschen Börse wird, feiert ihn die Wirtschaftswelt als »Tempomacher«. Studiert hatte der gebürtige Heilbronner Betriebswirtschaftslehre in Reutlingen und Finanzbuchhaltung in London. Seine berufliche Laufbahn begann das damals 25-Jährige Einzelkind wenig später bei der britischen Barclays-Bank, wechselte dann zu Goldman Sachs und wurde 2008 zum Kopf der Investmentbank UBS.
Die Deutsche Börse verspricht Kengeter »in Schwung zu bringen«, Umsatz und Gewinn hochzuschrauben. Er zieht zwei Übernahmen für mehr als 1,3 Milliarden Euro durch, krempelt den Vorstand um und legt unter dem Namen »Accelerate« (deutsch: »Beschleunigen«) ein Effizienzprogramm auf. Sein ambitioniertestes Ziel: Eine Fusion mit der Londo- ner Börse LSE, die nach seinen Worten »gottgewollt« sei.
Ausgerechnet diese »gottgewollte« Verbindung bricht ihm letzten Endes dann aber das berufliche Genick. Im Februar 2017 herrscht an der Deutschen Börse blanke Ernüchterung: Gegen Kengeter wird wegen des Vorwurfs des Insiderhandels ermittelt. Für 4,5 Millionen Euro hatte er Mitte Dezember 2015 60 000 DeutscheBörse-Aktien gekauft. Wenig später geben die Deutsche Börse und die LSE ihre – inzwischen gescheiterten – Fusionspläne bekannt, die Kurse für die Aktien steigen. Die Vorwürfe, er habe schon zuvor Fusionsgespräche geführt und das lukrative Aktiengeschäft in diesem Wissen getätigt, wies Kengeter zwar zurück. Seine Freiheit war ihm die »Investition« von 4,75 Millionen Euro dennoch wert.