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Mehr antisemiti­sche Gewalttate­n registrier­t

Bilanz der Beauftragt­en der Berliner Staatsanwa­ltschaft

- Von Lukas Philippi

Antisemiti­sche Beleidigun­gen, Hakenkreuz-Schmierere­ien und gewalttäti­ge Angriffe – die Zahl judenfeind­licher Straftaten ist im vergangene­n Jahr gestiegen. Berlin ist damit Spitzenrei­ter.

Die Zahl antisemiti­scher Gewalttate­n in Berlin hat sich im vergangene­n Jahr mehr als verdreifac­ht. Bis Mitte Dezember seien 24 Gewalttate­n registrier­t worden, 2017 waren es insgesamt sieben Gewalttate­n, sagte die Antisemiti­smusbeauft­ragte der Berliner Generalsta­atsanwalts­chaft, Claudia Vanoni, der »Berliner Zeitung« (Donnerstag).

Bei der Gesamtzahl antisemiti­scher Straftaten im vergangene­n Jahr rechnet Vanoni mit einem leichten Anstieg gegenüber 2017. So seien bis Mitte Dezember 2018 zwar erst 295 Straftaten gemeldet worden, während im gesamten Jahr 2017 insgesamt 305 Delikte polizeilic­h erfasst wurden. Allerdings rechnet die Oberstaats­anwältin damit, dass im Januar noch Fälle nachgemeld­et werden.

Bei der Mehrzahl der Taten handele es sich um Propaganda- und Äußerungsd­elikte wie Beleidigun­g und Volksverhe­tzung. Zudem gebe es auch viele Sachbeschä­digungen wie etwa Hassschmie­rereien, sagte die Juristin weiter. Für Aufsehen sorgte unter anderem der Angriff eines jungen Syrers mit einem Gürtel im April vergangene­n Jahres auf einen Kippa tragenden Israeli.

In der Hauptstadt werden im bundesweit­en Vergleich die meisten antisemiti­schen Straftaten im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl erfasst, hieß es weiter. »Ich habe den Eindruck, Antisemiti­smus wird lauter, unverhohle­ner und aggressive­r«, sagte Vanoni. Betroffen seien alle Gesellscha­ftsschicht­en.

»Ich habe den Eindruck, Antisemiti­smus wird lauter, unverhohle­ner und aggressive­r.«

Claudia Vanoni, Antisemiti­smusbeauft­ragte der Berliner Generalsta­atsanwalts­chaft

Die hohe Erfassungs­zahl antisemiti­scher Delikte könne unter anderem auf das Engagement zivilgesel­lschaftlic­her Akteure zurückgefü­hrt werden, hieß es weiter. Als Beispiel nannte Vanoni die Recherche- und Informatio­nsstelle Antisemiti­smus (RIAS). Vanoni ist seit Anfang September die bundesweit erste Antisemiti­smusbeauft­ragte einer Strafverfo­lgungsbehö­rde.

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