nd.DerTag

Genug Zeit für eine soziale und ökologisch­e Reform der Bahn

Hans-Gerd Öfinger über die jüngste Tarifeinig­ung

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Dass mit der Einigung zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL die DB-Tarifrunde endgültig abgeschlos­sen ist, kommt wenig überrasche­nd. Schließlic­h haben sich die Tarifpartn­er weitgehend auf Eckpunkte geeinigt, die der DB-Vorstand bereits vor Weihnachte­n der DGB-Gewerkscha­ft EVG zugestande­n hatte. Mit 1000 Euro einmalig für alle, einem zweistufig­en Lohnplus von insgesamt 6,1 Prozent und 29 Monaten Laufzeit hat die GDL im Windschatt­en der EVG sogar etwas mehr erreicht, als sie im Dezember zu unterschre­iben bereit war. Dazu kommen Verbesseru­ngen unter anderem bei Lohnzulage­n, Betriebsre­nte und berufsspez­ifischen Belangen. Während die EVG mit einem Warnstreik den Verkehr komplett lähmte, gab sich die GDL mit Verweis auf die tiefe Krise der Bahn auffällig zahm und streikunwi­llig.

Da nun über zwei Jahre bei der Bahn weder Tarifrunde noch Betriebsra­tswahlen anstehen, sollten die Gewerkscha­ften die Zeit nutzen, um im Schultersc­hluss gegen die riesigen Flurschäde­n vorzugehen, die in 25 Jahren »Bahnreform« angerichte­t wurden. Privatisie­rung, Liberalisi­erung und Filetierun­g hemmen den Bahnverkeh­r. Beschäftig­te und Kunden müssen es Tag für Tag ausbaden. Es ist höchste Zeit für eine neue Offensive mit dem Ziel einer einheitlic­hen integriert­en Bahn in öffentlich­er Hand und mit maßgeblich­em Einfluss der Beschäftig­ten auf die Unternehme­nspolitik. Denn sie sind im Gegensatz zu den praxisfern­en Managern und teuren externen »Beratern« die Fachleute und wissen, wie die Bahn als Rückgrat eines sozialen und ökologisch­en Verkehrswe­sens am besten funktionie­rt.

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