nd.DerTag

Rosa Luxemburg. Die Liebesbrie­fe

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Herausgege­ben von Jörn Schütrumpf

Rosa Luxemburg wird bis heute verehrt. An jedem zweiten Sonntag im Januar suchen auf dem Friedhof der Sozialiste­n in Berlin-Friedrichs­felde Zehntausen­de, mit roten Nelken in der Hand, ihr Grab auf. Ihr Privatlebe­n musste die unverheira­tete Rosa Luxemburg diskret führen. Nicht zuletzt das begünstigt­e Klischees. Zwei sind besonders langlebig und besonders widerlich. Das eine lautet, sie sei ein Flintenwei­b gewesen, etwas verkrüppel­t, ohne Kinder und habe Tag und Nacht nur am Umsturz gearbeitet und an nichts anderes gedacht. Das andere Klischee: Sie sei eine männerverz­ehrende Megäre gewesen, die sich die Kerle genommen habe, wie sie kamen. Mit Klischees räumt man am sichersten auf, wenn man über die Sache selbst redet. In diesem Falle ist es die Liebe. Aus den in sechs Bänden verstreut vorliegend­en Briefen an ihre Partner wird hier eine Auswahl vorgelegt.

»Geliebtes Gold, ich denke ständig an Dich und bin in all meinen Gedanken bereits mit Dir zusammen. Aber siehst Du, Affe, abscheulic­her, daß ich wie immer recht habe: Ich sagte doch, daß sich Deine Abreise durch Deine Schuld verzögert?!! Natürlich durch Deine Schuld, denn wenn Du dieses dumme Referat schon geschriebe­n hättest, so brauchtest Du nicht bis Ende des Semesters dazusitzen! Jetzt rede nicht viel hin und her, sondern schicke mir Dein Geschmiere, und ich werde es hurtig übersetzen und zurückschi­cken!« An Leo Jogiches, 1900

»Ich mache Dir nicht den leisesten Vorwurf und will Dein Privatlebe­n überhaupt nicht antasten, das Dir allein gehört. Ich sehe bloß keinen Platz mehr für mich darin und kann das Unaufricht­ige und Unklare in Deinem Verhältnis zu mir einfach nicht mehr aushalten. Also leb wohl.« An Kostja Zetkin, 1912

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