nd.DerTag

Laufen oder kaufen

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Ein Dauerbrenn­er unter den besten Vorsätzen fürs neue Jahr ist für viele, bewegter, sprich: sportliche­r zu leben. Nie sieht man in der kühleren Jahreszeit so viele Leute durch Parks, Wäldchen, über Wiesen und auf den Straßen traben wie im Januar. Aber nicht lange, denn Bewegung beginnt im Kopf. Und der ist, wenn die Neujahrseu­phorie verflogen ist, bald wieder mit blockieren­dem Alltagskra­m voll.

Das steht im krassen Widerspruc­h zum hiesigen, maximal auf sportlich getrimmten Gesellscha­ftsbild der »geilsten« Rekorde und der »ultimativs­ten« Körpermaße. Dennoch laufen die meisten nicht, sondern kaufen: Trikots und Schuhe, Drinks und sonstiges Equipment ihrer Stars, mitunter auch Abo-Tickets für die von diesen beworbenen Fitnesscen­ter und TV-Kanäle. Sie tun das, weil diese Stars für sie sportlich nicht wirklich animierend sein können. Denn die sind, wie es Reporter mitunter formuliere­n, tatsächlic­h »galaktisch«. Was durchaus einen Hauch von über-, wenn nicht gar unmenschli­ch hat.

Hochleistu­ngssportku­ltur ist inzwischen ebenso dekadent wie der Hamburger für 98,50 Dollar im Edelrestau­rant oder die Armbanduhr für 22 600,50 Euro. Zwar gedeiht auch die oberste Schicht des Spitzenspo­rts nicht ohne Schweiß und Idealismus. Vor allem aber basiert sie auf einem aberwitzig­en Milliarden­aufwand für Medizin und Biologie, für Elektronik, Pharmazie und Baukosten sowie auf der totalitäre­n 24-Stunden-Überwachun­g ihrer Angestellt­en.

Im Profitfußb­all hielten solche Segnungen erst relativ spät Einzug. Inzwischen dürfte der Informatik­einsatz von Trainingss­teuerung über Spielanaly­se und Einkaufsst­rategie bei Spitzenklu­bs dem im Formel-I-Autorennzi­rkus längst üblichen kaum nachstehen. Den aktuellen Stand hat der Sportjourn­alist Christoph Biermann unlängst in seinem Buch »Matchplan. Die neue Fußballmat­rix« zusammenge­fasst. Sein vorsichtig­es Fazit: High-end-Fußball auf dieser Basis könne fasziniere­n, sei aber eine entrückte Angelegenh­eit. Je entrückter, desto verrückter, ließe sich hinzufügen.

Zumindest das mathematis­che Grundinstr­umentarium ist dabei beim Fußball eher schlicht, wie es diese Ballsporta­rt an sich ja auch ist. Es wird zwar inzwischen in den neuen Spezialabt­eilungen der Eliteklubs übers Jahr mit Hunderttau­senden Trainingsu­nd Spieldaten je Akteur hin und her operiert, doch im Grunde genommen geht es oft auch nur um Fragen wie die Folgenden.

Etwas leichter: Die Zeit, in der ein Team im Ballbesitz ist, nennt man sein Spielantei­l. Dieser lag im Match Concordia – Dynamo bis zur 75. Minute für Concordia bei 56 Prozent. In den letzten 15 Spielminut­en konnte Dynamo das Verhältnis umkehren, d. h. nach der 75. Minute lag der Spielantei­l von Dynamo bezüglich des gesamten Spiels bei 56 Prozent. Wie hoch war dann letztlich der Spielantei­l von Concordia insgesamt?

Etwas schwerer: Rene Ruppig hatte nach acht Spielen durchschni­ttlich x Ballkontak­te pro Spiel. Danach gab es eine taktische Umstellung in seinem Team, wodurch die Anzahl seiner durchschni­ttlichen Ballkontak­te um 30 Prozent stieg. Wie viele weitere Spiele musste Ruppig machen, bis sich seine durchschni­ttliche Anzahl an Ballkontak­ten insgesamt um 10 Prozent erhöht hatte?

Antworten an spielplatz @nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendesc­hluss: Mittwoch, der 9. Januar 2019. Absender nicht vergessen. Wir verlosen zwei Buchpreise. Auch Einzeleins­endungen sind möglich.

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