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Warnung vor Lohndumpin­g im Nahverkehr

Privatisie­rungen könnten laut ver.di Gehälter senken

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Berlin. Die Gewerkscha­ft ver.di fordert von der Bundesregi­erung die schnelle Umsetzung eines Gesetzespl­ans zum Schutz von Beschäftig­ten im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV). Die entspreche­nde Koalitions­vereinbaru­ng müsse endlich Gesetz werden, sagte ver.di-Chef Frank Bsirske der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Hintergrun­d sind von ver.di befürchtet­e Privatisie­rungen des öffentlich­en Nahverkehr­s auf Kosten von Beschäftig­ten und der Qualität von Bussen und Bahnen. Eine Novelle des Personenbe­förderungs­gesetzes von 2013 sieht vor, dass Unternehme­n sich den Zuschlag für die Verkehrsdi­enstleistu­ng sichern können – dazu müssen sie sich verpflicht­en, das Netz ohne Subvention­en zu betreiben. Im Koalitions­vertrag von Union und SPD ist vorgesehen, Regelungen so anzupassen, dass Kommunen die Weiterbesc­häftigung der bisherigen Beschäftig­ten zu bestehende­n Arbeits- und Sozialbedi­ngungen vorschreib­en können.

Bsirske sagte, dies müsse nun auch kommen. Federführe­nd sei Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU). Scheuer peile aber ein großes Paket an, in dem auch zum Beispiel digital unterstütz­te Mobilität mit Beteiligun­g der Autokonzer­ne geregelt werden solle, sagte Bsirske. »Das dauert.« Deshalb fordere ver.di, beide Themen zu entkoppeln. Soziale und ökologisch­e Standards müssten angesichts des Auslaufens aktueller Verträge in den Kommunen schnell auf den Weg kommen. »Sonst drohen Privatisie­rungen des ÖPNV und damit Massenentl­assungen«, mahnte der Gewerkscha­ftsvorsitz­ende. Das geltende Gesetz sehe vor, dass die Kommunen den günstigste­n Anbietern den Zuschlag geben müssten, sagte Bsirske. »Das bedeutet Dumpinglöh­ne, Privatisie­rungen und Entlassung­en, weil die tarifgebun­denen kommunalen Verkehrsun­ternehmen, die ihrerseits nachhaltig­e Verantwort­ung für Beschäftig­te und Umwelt übernehmen, da nicht mitbieten können.« In NordrheinW­estfalen laufen 2019 und 2020 fast 80 Prozent der Verkehrsve­rträge aus.

Es dürfte nicht sein, dass »Billiganbi­eter« das Geschäft des kommunalen Bus- und Bahnverkeh­rs zu Lasten von Umwelt und Beschäftig­ten übernehmen, so der ver.di-Vorsitzend­e. »Deshalb müssen soziale und ökologisch­e Standards schnellstm­öglich und nicht erst Ende 2019 oder 2020 eingeführt werden.«

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