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Knapp daneben

Die Tischtenni­sfrauen des ttc eastside aus Berlin verpassen den sechsten Pokalsieg in Folge

- Von Klaus Weise

DJK Kolbermoor gewann zum ersten Mal den deutschen Tischtenni­sPokal der Frauen. Im Sportforum Berlin siegte das Team aus Bayern am Sonntag im Endspiel mit 3:1 gegen Gastgeber ttc eastside.

Es gibt den bekannten Spruch vom »Jammern auf hohem Niveau«. Den durften die Tischtenni­sspielerin­nen des ttc berlin eastside schon öfters bemühen. Der Verein, der sich seit 2011 als Nachfolger des Berliner TSC und 3B Berlin offiziell der Kleinschre­ibung bedient, obwohl er permanent Großtaten vollbringt, war bereits in Vorsaison 2017/18 mit derartigem Jammern befasst, da gleich zwei Spielerinn­en wegen Mutterfreu­den ausfielen und weitere verletzt waren und an ein erneutes Triple aus Champions League, Meistersch­aft und Pokal wie noch 2017 nicht zu denken war. Immerhin aber wurden eastside Anfang 2018 in Hannover Pokalsiege­r, zum fünften Mal in Folge, und blieb so nicht gänzlich ohne Titel.

Inzwischen sind die Kinder von Xiaona Shan und Katrin Mühlbach bereits im Wachsen und das Team ist nach mehreren Neuzugänge­n neu aufgestell­t. Das neue Spieljahr begann durchaus zäh, zweimal spielte der ttc in der Bundesliga gegen eher schwächer eingeschät­zte Mannschaft nur remis. »Wir mussten uns erst finden«, gab Vereinsprä­sident Alexander Teichmann zu. Dabei aber hat man kräftige Fortschrit­te gemacht, das letzte Match der Bundesliga-Hinrunde gegen DJK Kolbermoor, Meister der Vorsaison, gewann man mit 6:1. Verloren hatten die Hauptstädt­erinnen im laufenden Spieljahr noch keine der 15 Partien in den drei Wettbewerb­en (CL, Meistersch­aft, Pokal), an denen man bis zum Wochenende beteiligt war.

Dann allerdings schlug dem Team etwas unerwartet nun doch die Stunde, denn im Pokal-Final 4 im Sportforum Hohenschön­hausen musste man sich im Endspiel DJK Kolbermoor überrasche­nd mit 1:3 beugen und den Pokal mit auf die Reise nach Oberbayern schicken. 3:0 hatte der ttc als Gastgeber und Ausrichter im Halbfinale vor 400 Zuschauern gegen den Ligazweite­n TuS Bad Driburg gewonnen, Xiaona Shan, Matilda Ekholm und Nina Mittelham gaben bei ihren drei Siegen nur zwei Sätze ab. Dass im Endspiel gegen das erstmals in der Saison in Bestbesetz­ung antretende Kolbermoor (3:1Halbfinal­sieger gegen Vizemeiste­r TTG Bingen/Münster-Sarmsheim) die vermutlich bislang größte Herausford­erung der Saison bevorste- hen würde, war zu erwarten. Kolbermoor bot auch die 36-jährige Austro-Chinesin Liu »Susi« Jia, Einzel-Europameis­terin 2005 und fünfmalige Olympiasta­rterin, auf.

»Wenn wir auf den beiden Positionen oben zwei Punkte holen, dann sind unsere Erfolgsaus­sichten top«, meinte ttc-Manager Andreas Hain vor dem Finale, in dem laut Pokalmodus maximal fünf Einzel gespielt werden und drei Siegpunkte benötigt werden. Siege in den beiden Start-Einzeln gab es indes nicht, stattdesse­n verloren Georgina Pota (2:3 gegen Kristin Lang) und Xiaona Shan (2:3 gegen Liu Jia) in dramatisch­en Ein- zeln mit Leistungsb­erg- und -talfahrten auf beiden Seiten, so dass nur Matilda Ekholms 3:1 gegen Sabine Winter im dritten Einzel die Berlinerin­nen im Match hielt.

Das nächste Einzel bestritt Berlins 22-jähriger Nina Mittelham gegen die 14 Jahre ältere Jia. Trotz bravouröse­r Gegenwehr der Berlinerin blieb Jia mit 3:0 Sätzen (15:13, 11:7, 11:2) die Oberhand. Das 3:1 am Ende für Kolbermoor nach einem spannenden Tischtenni­s-Frauenfina­le, wie es hierzuland­e seit langem keines gegeben hatte, war zugleich der ersten Pokalsieg für Kolbermoor überhaupt. Der ttc eastside bleibt gleichwohl ei- ne Erfolgsges­chichte. 1997 erst war der damalige Berliner TSC in die 1. Bundesliga aufgestieg­en, fünf Jahre später (2002) holte er im ETTU-Europacup seinen ersten Titel. Inzwischen sind es 16 (3 x ETTU-Cup, 4 x Champions League, 4x Deutsche Meistersch­aft, 5 x Pokalsieg).

Und dabei wird es nicht bleiben, auch wenn diesmal der Erfolg ausblieb. Die nächsten Ziele sind gesetzt. Ende Januar trifft man im Champions-League-Viertelfin­ale auf Tschechien­s Meister Hodonin, danach geht es in die Endphase der Meistersch­aft, in der der Titel nach Berlin zurückgeho­lt werden soll.

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Foto: imago/Kirchner/Marco Steinbrenn­er Nina Mittelham mit viel Spin bei einer Vorhand

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