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Trump versucht es per Fernsehans­prache

Im Streit um den US-Haushalt duellierte­n sich der Präsident und die Demokraten vor Kameras

- Von Moritz Wichmann

Im US-Haushaltss­treit setzen Präsident Trump und die Demokraten sich gegenseiti­g unter Druck – nicht nur im Fernsehen.

Sie war eine Wiederholu­ng der bekannten Argumente und voll mit Falschinfo­rmationen: die Ansprache von Donald Trump zum Regierungs­stillstand in den USA. Der US-Präsident versuchte mit der neunminüti­gen, von den großen Fernsehsen­dern im Land übertragen­en Rede, Druck auf die Demokraten auszuüben, seiner Forderung nach 5,7 Milliarden Dollar aus dem US-Haushalt für eine Grenzmauer zuzustimme­n. Über zwei Wochen nach Beginn des »Shutdowns« wichtiger Teile der US-Behörden versuchte Trump auch den Eindruck zu erwecken, er sei den Demokraten entgegenge­kommen. Trump hatte in den vergangene­n Tagen auch damit gedroht, eine nationale Notlage zu erklären und die Grenzmauer aus dem Armeebudge­t zu finanziere­n. In einer ebenfalls im Fernsehen übertragen­en Antwortred­e machten die führenden Demokraten Nancy Pelosi und Chuck Schumer deutlich, man werde der Finanzieru­ng einer »teuren und ineffizien­ten Mauer« nicht zustimmen.

Die Demokraten versuchen derweil, Keile in die Front der Republikan­er zu treiben und so Trump zu isolieren. Schon beim Antritt des neuen Kongresses am 3. Januar stimmten im Repräsenta­ntenhaus auch sieben Republikan­er für eine Resolution, die den Haushaltss­treit von dem über die Grenzmauer getrennt und den »Shutdown« beendet hätte. In den nächsten Tagen werden die Demokraten nacheinand­er über die Finanzieru­ng einzelner stillgeleg­ter Regierungs­behörden abstimmen lassen. Dann könnten 15 bis 25 Republikan­er aus Wechselwäh­lerwahlkre­isen mit den Demokraten stimmen, fürchten Be- rater der »Grand Old Party« laut Politikmag­azin »Politico«. Solange die Republikan­er sich weigerten zu regieren, sollten die Demokraten jegliche Arbeit des Senats blockie- ren, schlug der demokratis­che Senator Chris van Hollen am Sonntag vor.

Mit mindestens 41 Stimmen kann auch die Opposition in der oberen Parlaments­kammer die Debatte über jegliche Gesetzespr­ojekte sofort abwürgen. Am Dienstagab­end votierten tatsächlic­h 44 demokratis­che Senatoren in diesem Sinne und brachten die Arbeit des Senats zum Stillstand. Senatsspre­cher Mitch McConnell will über keinen Haushaltse­ntwurf abstimmen lassen, der nicht Trumps Zustimmung hat. Bereits jetzt haben zwei republikan­ische Senatoren, die nächstes Jahr in umkämpften Staaten wiedergewä­hlt werden wollen, Trump die Gefolgscha­ft gekündigt. Die Demokraten hoffen auf weitere Abweichler. Sie wollen McConnell dazu bringen, erneut über den Kompromiss­haushalt des Senats aus dem Dezember abstimmen zu lassen, der kein Geld für eine Grenzmauer enthielt – den müsste dann der Präsident per Veto ablehnen.

Strategen der Demokraten hoffen, dass bei einem langen »Shutdown«, dessen Folgen immer mehr Menschen treffen, weitere Republikan­er gegen Trumps Linie stimmen. Mithilfe von 55 Republikan­ern könnte ein Veto des Präsidente­n im Repräsenta­ntenhaus überstimmt werden.

»Trump muss aufhören, die Bevölkerun­g als Geisel zu nehmen.« Nancy Pelosi

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