nd.DerTag

Linksfrakt­ion: Zwei Papiere für die Klausur

Abgeordnet­e wollen Beschluss zur Unterstütz­ung für »Unteilbar«-Bewegung

- Von Jana Frielingha­us

Einen Tag vor Beginn der zweitägige­n Klausur der LINKEN im Bundestag haben Abgeordnet­e zwei Papiere an alle Fraktionsk­ollegen versandt, die »nd« vorliegen. Im ersten wird die Unterstütz­ung der Fraktion für Aktionen des »Unteilbar«-Bündnisses für eine solidarisc­he Gesellscha­ft in diesem Jahr erklärt. Dies soll auf dem Treffen nach dem Willen der 24 Unterzeich­ner per Abstimmung beschlosse­n werden.

Im zweiten Papier formuliere­n 19 Unterzeich­ner Grundsätze, die Genossen einhalten sollen, wenn sie sich in der Bewegung »Aufstehen« engagieren. Die Initiatore­n Kathrin Vogler und Thomas Nord betonten am Mittwoch in Berlin, es handele sich hier lediglich um eine »Positionie­rung«. Eine Abstimmung darüber strebe man nicht an, sagte Vogler. Gleichwohl sei das, was man fordere, eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it.

Die Initiatore­n des Papiers befürchten, dass Aktivitäte­n und öffentlich­e Auftritte von »Aufstehen«-Protagonis­ten die LINKE im Wahljahr 2019 – neben dem Europaparl­ament werden drei ostdeutsch­e Landtage gewählt – lähmen könnten. Deshalb appelliere man an an die Genossen, Forderunge­n der Bewegung, die im Widerspruc­h zum LINKE-Programm

»Die SPD implodiert gerade, und die Grünen orientiere­n sich eher zur Mitte.« Thomas Nord

stehen, nicht zu unterstütz­en und »Konkurrenz­kandidatur­en« bei den anstehende­n Wahlen auszuschli­eßen.

Im Vorfeld der »Unteilbar«-Demonstrat­ion gegen Rechtsruck, Sozialabba­u und unmenschli­che EU-Flüchtling­spolitik Mitte Oktober hatte Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t für Unmut gesorgt, als sie sich öffentlich distanzier­t über das Demobündni­s geäußert hatte. Sie hatte insbesonde­re moniert, der Demoaufruf laufe auf die Forderung nach »offenen Grenzen für alle« hinaus. Zuvor hatten Fraktion und Parteivors­tand ihre Unterstütz­ung für das Demobündni­s erklärt.

Thomas Nord hatte auf einer Fraktionss­itzung Anfang November das Auftreten Wagenknech­ts scharf kritisiert. In einer persönlich­en Erklärung hatte er zudem seinen Austritt aus der Fraktion in Erwägung gezogen. Am Dienstag betonte er, seine Äußerungen seien »kein Aufstand gegen Sahra Wagenknech­t« gewesen. Vielmehr habe er darlegen wollen, wo bei ihm inhaltlich die »Grenzen des Tolerierba­ren« seien. Vor allem habe er fehlende Möglichkei­ten zum Meinungsau­stausch in der Fraktion moniert. Seither habe sich in Sachen Debattenku­ltur jedoch »etwas bewegt«.

Die Strategie von »Aufstehen« hält Nord nicht für erfolgvers­prechend. Die Bewegung versuche, durch Zugeständn­isse AfD-Wähler zu gewinnen, obwohl sich viele andere um sie bemühten. Zugleich interessie­re sich bei SPD und Grünen kaum jemand für »Aufstehen«. Für die LINKE kämen die Parteien derzeit als Bündnispar­tner nicht in Frage. »Die SPD implodiert gerade, und die Grünen orientiere­n sich eher zur Mitte als nach links«, so Nord.

Newspapers in German

Newspapers from Germany