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Kritik an Ermittlung­en bei Brandserie

Initiative wirft Frankfurte­r Behörden Versäumnis­se vor

- Von Sebastian Bähr

Das Mietshäuse­rsyndikat aus dem Rhein-Main-Gebiet hat der hessischen Polizei und Staatsanwa­ltschaft Versäumnis­se bei der Aufklärung einer Brandserie vorgeworfe­n. Seit September des vergangene­n Jahres wurden neun mutmaßlich­e Anschläge auf linke und alternativ­e Hausprojek­te in der Region verübt. Ende Dezember hatte die Polizei in Hanau den 46-jährigen Tatverdäch­tigen Joachim S. festgenomm­en, der im »Autonomen Kulturzent­rum« in der Metzgerstr­aße einen Brand gelegt haben soll. Die Ermittlung­en dauern seitdem an. Das Mietshäuse­rsyndikat, in dem drei betroffene Hausprojek­te organisier­t sind, erhob nun in einer Pressemitt­eilung schwerwieg­ende Vorwürfe gegen die Beamten und veröffentl­ichte eigene Recherchen zu dem Verdächtig­en.

Die Initiative beanstande­te unter anderem, dass Joachim S. bereits am Tag nach seiner Festnahme wieder aus dem Polizeigew­ahrsam entlassen wurde. Die Hanauer Staatsanwa­ltschaft weigere sich ebenso wie die Polizei, ei-

»Wir stellen fest, dass die Polizei die Serie von Brandansch­lägen bagatellis­iert.« Mietshäuse­rsyndikat

nen Zusammenha­ng der Brandstift­ung in der Metzgerstr­aße zu den anderen Bränden zu erkennen. »Diese Erkenntnis ist nicht nachvollzi­ehbar«, kritisiert­e das Syndikat. Nach eigenen Recherchen habe Joachim S. seit 2015 versucht, Projekte der Initiative »existenzie­ll zu schädigen«.

Der Verdächtig­e habe demnach etwa mehrere Hausprojek­te wegen Formfehler­n bei Behörden diskrediti­ert. Betroffen sei hiervon etwa der »Knotenpunk­t« in Schwalbach im Taunus gewesen. Joachim S. soll das Projekt 2015 bei der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht gemeldet haben. Am 14. September 2018 wurde auf das Haus ein Brandansch­lag verübt.

In anderen Fällen habe sich S. die Namen von Gesellscha­ftern der Syndikatsp­rojekte beschafft. Betroffen sei hier das »Assenland« in Frankfurt am Main gewesen, bei dem am 13. November ein Feuer ausgebroch­en war. Laut dem Mietshäuse­rsyndikat hat S. »eine Obsession« gegen die Projekte der Initiative gepflegt. »Vor diesem Hintergrun­d müssen wir davon ausgehen, dass S. in die gesamte Anschlagss­erie involviert ist.«

Nach Angaben des Syndikats hat die Polizei bisher zu keinem der betroffene­n Hausprojek­te Kontakt aufgenomme­n. Man habe nun die eigenen Erkenntnis­se per Anwalt den Ermittlern zukommen lassen. »Wir stellen angesichts der (Nicht-)Ermittlung­en fest, dass die Polizei die Serie von Brandansch­lägen auf linke und alternativ­e Projekte weiterhin bagatellis­iert«, heißt es von der Initiative.

Die Staatsanwa­ltschaft Hanau wie auch die hessische Polizei wiesen die Vorwürfe zurück. Man habe bereits in der Tatnacht eine Wohnungsdu­rchsuchung bei dem Verdächtig­en durchgefüh­rt und zahlreiche Beweismitt­el sichergest­ellt, erklärten die Ermittler gegenüber Medien. Auch bestehe gegen den Verdächtig­en ein Anfangsver­dacht bezüglich weiterer Brände im Rhein-Main-Gebiet. Man habe S. aber wieder aus dem Gewahrsam entlassen müssen, da keine Haftgründe gegen ihn vorgelegen hätten. Die Behörden warfen ihrerseits dem Mietshäuse­rsyndikat vor, die Ermittlung­en durch mangelnde Kooperatio­nsbereitsc­haft zu behindern.

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