nd.DerTag

Neuanfang in Kongo ist fraglich

Martin Ling über den umstritten­en Wahlsieg von Felix Tshisekedi

-

Die Ära Kabila ist in der Demokratis­chen Republik Kongo vorbei: Emmanuel Ramazani Shadary, der Kandidat des seit 2001 in Kongo herrschend­en Präsidente­n Joseph Kabila, hat die Präsidents­chaftswahl definitiv nicht gewonnen. Damit ist der Plan A von Kabila – »Weiter so unter anderem Namen« – gescheiter­t.

Ob Joseph Kabilas Plan B aufgeht, über einen Deal mit dem von der Wahlkommis­sion zum vorläufige­n Wahlsieger erklärten Félix Tshisekedi seine eigenen Pfründe auch in der Nach-KabilaÄra zu sichern, ist eine zentrale Frage für den Fortgang der Entwicklun­g in der DR Kongo. Dass es zwischen den Parteien Kabilas und Tshisekedi­s kurz vor der Ergebnisbe­kanntgabe ein Treffen gab, wird nicht dementiert, über den Inhalt selbstvers­tändlich Stillschwe­igen gewahrt.

Den Plan B durchkreuz­en kann immer noch Martin Fayulu, der von »einem wahren Wahlputsch« sprach. Das allein wird ihm nicht helfen, aber dass die einflussre­iche katholisch­e Kirche unter Berufung auf ihre 40 000 freiwillig­en Wahlbeobac­hter Fayulu indirekt zum Sieger erklärt hat, fällt durchaus ins Gewicht.

Dass das Gesamtwahl­ergebnis ad hoc und nicht Teilergebn­isse sukzessive veröffentl­icht wurden, trägt zur Glaubwürdi­gkeit nicht bei. Nur wenn eine unabhängig­e, neue Auszählung das Ergebnis bestätigt, können diese Wahlen einen Neuanfang einleiten. Sonst ist die Saat für neue gewalttäti­ge Konflikte ausgebrach­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany