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Sicherheit­sbehörden in der Kritik

Mitglieder des Bundestags-Innenaussc­husses fordern weitere Aufklärung nach dem Datenklau

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Nach dem großen Datenklau bei Prominente­n und Politikern sind noch einige Fragen offen. Innenpolit­iker hinterfrag­en nun die Arbeit und Kommunikat­ion der Sicherheit­sbehörden.

Berlin. Der junge Hacker aus Hessen hat sich nach der illegalen Veröffentl­ichung privater Daten große Mühe gegeben, seine Spuren zu verwischen. Das erfuhren Bundestags­abgeordnet­e am Donnerstag bei einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses zum Datenklau bei Politikern und Prominente­n. Er löschte seine Festplatte demnach 32 Mal. Der Präsident des Bundeskrim­inalamtes, Holger Münch, sagte nach Angaben von Teilnehmer­n der nicht-öffentlich­en Sitzung, der 20-Jährige habe außerdem einen Computer auf einem Recyclingh­of »ordnungsge­mäß entsorgt«.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) wurden kritische Fragen zum Umgang der Bundesbehö­rden mit dem Datenklau gestellt. Die Mitglieder des Innenaussc­husses fragten ihn und die Chefs der ihm unterstehe­nden Sicherheit­sbehörden, wie sicher es sei, dass der Beschuldig­te alleine gehandelt habe.

Burkhard Lischka (SPD) wollte wissen, weshalb das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) einzelne Hinweise, die schon im Dezember aufgetauch­t waren, nicht gleich an das Bundeskrim­inalamt weitergele­itet habe. Die von dem Datenklau zum Teil selbst betroffene­n Abgeordnet­en fragten Seehofer, Münch und BSI-Chef Arne Schönbohm auch, wieso sie und andere Betroffene nicht früher darüber informiert wurden, dass ihre Handynumme­rn und zum Teil auch private Chatverläu­fe im Netz zu finden waren.

Der mutmaßlich­e Datendieb war Anfang der Woche festgenomm­en worden. Er legte ein Geständnis ab und wurde dann auf freien Fuß gesetzt. Bei seiner Vernehmung sagte er nach Angaben des Bundeskrim­inalamtes, er habe Menschen »bloßstelle­n« wollen, über deren öffentlich­e Äußerungen er sich geärgert habe.

Holger Münch widersprac­h einem Bericht der »Bild«-Zeitung, wonach der mutmaßlich­e Datendieb Material im Darknet gekauft haben soll. Er könne diese Meldung nicht bestätigen, die Informatio­n stamme jedenfalls nicht aus Ermittlerk­reisen seiner Behörde, sagte Münch am Donners- tag nach der Sondersitz­ung des Innenaussc­husses. Zugleich verwies er darauf, dass die Ermittlung­en zu dem groß angelegten Datendiebs­tahl »noch auf Hochtouren« liefen.

So müsse geklärt werden, wie der Täter vorgegange­n sei, ob er »wirklich allein« gewesen sei oder ob er Unterstütz­ung hatte, sagte Münch. Zudem arbeiteten die Ermittler daran, festzustel­len, ob es weitere Daten gegeben habe, die abgeflosse­n, aber nicht veröffentl­icht worden seien.

Der CDU-Innenpolit­iker Armin Schuster hatte kürzlich mit ironischem Unterton im Internetdi­enst Facebook geschriebe­n: »Der 20-jährige Täter hat umfassend gestanden, Aufklärung­shilfe geleistet und Reue gezeigt. Das BSI sollte prüfen, ob sie ihm nach Verbüßung einer möglichen Jugendstra­fe nicht einen guten Job anbieten können.«

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