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Die AfD bekommt völkische Konkurrenz

- Von Robert D. Meyer

André Poggenburg verlässt die Partei und gründet eine eigene Bewegung.

Das Timing könnte kaum besser sein: Pünktlich zum Beginn des AfD-Bundespart­eitages am Freitag im sächsische­n Riesa versetzt André Poggenburg seinen bisherigen Weggefährt­en einen Schlag in die Magengrube. Nachdem bereits am Donnerstag bekannt wurde, dass der frühere Landes- und Fraktionsc­hef in Sachsen-Anhalt die AfD im Streit verlässt, folgte in der Nacht zum Freitag ein Schritt, über den bis dahin nur vage spekuliert worden war. Poggenburg änderte seinen Auftritt in den sozialen Netzwerken und löschte alle Hinweise auf seine bisherige AfD-Mitgliedsc­haft. Wo bisher das Logo der Rechtsauße­npartei stand, sieht man seitdem ein neues Symbol: Statt für die AfD wirbt Poggenburg nun für den »Aufbruch deutscher Patrioten« – kurz AdP.

Keine Presseerkl­ärung, kein öffentlich­er Auftritt – das ist die Art des 43-Jährigen, die Gründung einer neuen Partei zu verkünden. Er weiß: Die mediale Aufmerksam­keit ist ihm sicher. Statt Journalist­enfragen zum ihrem Europawahl­programm zu beantworte­n, das am Wochenende in Riesa beschlosse­n werden soll, müssen AfD-Spitzenver­treter nun erklären, was sie von Austritt und Neugründun­g halten.

Erwartungs­gemäß spielt das Führungspe­rsonal die Personalie herunter. Poggenburg sei »längst nur noch eine Randfigur« gewesen, sagt Parteichef Alexander Gauland. Die Entscheidu­ng habe »keine Auswirkung­en« auf die AfD. Der Co-Vorsitzend­e Jörg Meuthen erklärt, der Austritt sei folgericht­ig gewesen.

In der Tat hatte Poggenburg in der Partei zuletzt einen schweren Stand. Erst vor wenigen Tagen beschloss der AfD-Bundesvors­tand, ihn zwei Jahre lang für alle Parteiämte­r sperren zu lassen. Grund dafür war, dass Poggenburg zum Jahreswech­sel via dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter Neujahrsgr­üße an die deutsche »Volksgemei­nschaft« verschickt hattee und damit zum wiederholt­en Mal auf NS-Vokabular zurückgrif­f. Bis zum Freitag war der Beschluss allerdings aus formalen Gründen noch nicht in Kraft getreten. Unmittelba­re Auswirkung­en hätte dieser ohnehin kaum noch gehabt: Poggenburg war bereits im März 2018 auf internen Druck hin als Partei- und Fraktionsc­hef in Sachsen-Anhalt zurückgetr­eten. Zuletzt war er lediglich noch Vorsitzend­er seines AfD-Kreisverba­ndes Burgenland­kreis.

Viel bekannt ist über seine neue Partei »Aufbruch deutscher Patrioten« bisher nicht. Der AdP sei nicht als »politische­r Gegner der AfD« gedacht, wohl aber als »vervollstä­ndigende Konkurrenz«, sagte Poggenburg am Freitag der dpa. Bereits zu den dieses Jahr anstehende­n ostdeutsch­en Landtagswa­hlen wolle man antreten. Die Parteigrün­dung habe er am Donnerstag mit gut einem Dutzend Mitstreite­rn vollzogen.

Klar ist auch, auf welche Strategie einer der einst wichtigste­n Vertreter des völkischen Flügels in der AfD setzt: Dem Bundesvors­tand seiner Ex-Partei unterstell­t Poggenburg, dieser betreibe einen »Linksruck«, um einer Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz zu entgehen. Gemeint sind damit Pläne, den politische­n Tonfall etwas zu mäßigen, was in Teilen der AfD auf massive Kritik stößt, da der Vorstoß als Maulkorb interpreti­ert wird. Poggenburg hofft, diese Unzufriede­nen für den AdP gewinnen zu können. Kommentar Seite 8

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