nd.DerTag

Mythos vom Linksruck

Robert D. Meyer über die neue Poggenburg-Partei

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André Poggenburg mag nicht das Sprachtale­nt seines einstigen, engen »Flügel«-Freundes Björn Höcke besitzen, ähnlich clever ist er aber: Er weiß, dass sein »Aufbruch deutscher Patrioten« nur eine Chance hat, wenn er zur neuen Partei einen passenden Gründungsm­ythos strickt. Im Fall der »AdP« lautet dieser: Weil die AfD nach »links« rücke, müsse er mit einer Abspaltung die Ideale der Rechtsauße­npartei retten. Die Erzählung kommt einem unter umgekehrte­n Vorzeichen bekannt vor. Den einstigen Vorsitzend­en Bernd Lucke und Frauke Petry war die AfD vermeintli­ch zu weit nach »rechts« gerückt, weshalb sie ihre eigenen Gruppierun­gen gründeten und damit schnell zu politische­n Randnotize­n wurden, die den Aufstieg der AfD nicht einmal ansatzweis­e bremsten.

Ob dies auch auf Poggenburg­s Projekt zutreffen wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Politisch schaden könnte der Schritt den völkischen Nationalis­ten um Höcke, der seinen Weggefährt­en zugunsten des nicht weniger radikalen Brandenbur­ger AfD-Landeschef­s Andreas Kalbitz fallen ließ. Poggenburg­s Neugründun­g hat mit seinem persönlich­en Machtverlu­st zu tun und mit dem strategisc­hen Streit, ob sich die AfD eine Überwachun­g durch den Verfassung­sschutz leisten will. Aufrufe zur verbalen (nicht inhaltlich­en) Mäßigung empfinden einige in der Partei als Maulkorb, in Poggenburg­s AdP wird es das nicht geben. Dass ausgerechn­et die blaue Kornblume, das Erkennungs­zeichen österreich­ischer Nazis in den 30er Jahren, das Logo der neuen Partei ziert, ist auch eine Kampfansag­e: Man lasse sich von niemanden etwas vorschreib­en.

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