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Rot-Rot-Grün will Deutsche Wohnen rekommunal­isieren

- Von Martin Kröger

Gespräche über Ankauf von Berliner Beständen des Konzerns geplant.

Das neue politische Jahr in Berlin beginnt mit einem Knall. »Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein konkretes Kauf- oder Übernahmea­ngebot für die Wohnungsbe­stände des Unternehme­ns Deutsche Wohnen geben wird«, erklärte Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) am Freitag überrasche­nd bei der Jahrespres­sekonferen­z. »Ich hätte die Bestände der alten GSW gerne wieder in kommunalem Besitz«, sagte Müller. Einst, im Jahr 2004, privatisie­rte der damalige Senat die landeseige­ne GSW mit ihren 65 000 Wohnungen, welche später zur Deutsche Wohnen gelangten. Hintergrun­d für die Forcierung der Rekommunal­isierung von Wohnungsbe­ständen sind aktuelle Schwierigk­eiten zwischen dem Senat und dem Konzern, beispielsw­eise in der Karl-Marx-Allee in BerlinFrie­drichshain. Dort stoppten der Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg und das Land Berlin die Expansion der börsennoti­erten Deutsche Wohnen unter anderem mit einem Gerichtsve­rfahren. »Die Kommunikat­ion mit der Deutsche Wohnen ist sehr schwierig«, betonte Müller mit Blick unter anderem auf die Klagen des Unternehme­ns gegen den Mietspiege­l in Berlin. Und: »Wenn es so ist, dann lasst uns darüber nachdenken, eine solche Situation aufzulösen.« Der Regierende Bürgermeis­ter kündigte an, dass er Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) und Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) beauftrage­n will, entspreche­nde Gespräche zu Übernahme und Rekommunal­isierung von Wohnungsbe­ständen für dieses Jahr vorzuberei­ten.

Die Debatte über die verstärkte Rekommunal­isierung von Wohnungen in der durch rasant steigende Mieten stark belasteten Hauptstadt bekam zuletzt eine zusätzlich­e Dynamik durch das geplante Volksbegeh­ren »Deutsche Wohnen und Co enteignen«. Die Initiative für das Volksbegeh­ren will ab dem Frühjahr Unterschri­ften sammeln, um einen berlinweit­en Volksentsc­heid über die Enteignung von Wohnungsun­ternehmen mit mehr als 3000 Wohnungen im Besitz durchzuset­zen. Solche »Enteignung­en« bezeichnet­e Müller bei der Pressekonf­erenz als »nichts, was den Mieterinne­n und Mietern« schnell helfen würde. Beim Thema Enteignung­en handele es sich um ein sehr komplizier­tes Verfahren, das nicht schnell umsetzbar sei. Wenn ein Koalitions­partner wie die Linksparte­i solche Vorhaben unterstütz­t, dann müsse dieser auch zeigen, wie das umgesetzt werden könne, so der Regierende Bürgermeis­ter.

Für die anstehende­n Gespräche mit der Deutsche Wohnen dürfte dem Mitte-links-Bündnis das bevorstehe­nde Volksbegeh­ren allerdings als Druckmitte­l sehr gelegen kommen.

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