nd.DerTag

Tunesier wollen mehr

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Vor acht Jahren floh Tunesiens Diktator Ben Ali aus dem Land. Heute kämpfen Bürger für mehr Demokratie und

höhere Löhne.

Über Radiosendu­ngen und öffentlich­e Podiumsdis­kussionen motiviert Bouhlel Lokalpolit­iker und Parlamenta­rier, öffentlich über ihre Arbeit zu sprechen. Gleichzeit­ig ist ihre Initiative »Parlamen« auch eine Bürgerplat­tform, auf der die Arbeit der gewählten Politiker und Lokalräte bewertet wird.

Die 34-Jährige spricht schnell und gewandt englisch, ihre Sätze sind geschliffe­n. Die Tochter eines Ägypters und einer Tunesierin hat die Energie Kairos mitgebrach­t, lacht ihr Kollege Mohamed. Erst nach der Revolution kam sie nach Tunis, »um das Vakuum nach der Revolution nicht den Radikalen oder alten Netzwerken zu überlassen.«

Als größten Erfolg feiern die Aktivisten die Offenlegun­g der Besitzverh­ältnisse aller Regierungs- und Parlaments­mitglieder und ihrer Familien. Chaima Bouhlel blättert in einem der dicken Ordner auf ihrem Tisch, die von einem Boten des Staatsarch­ives geliefert wurden. »Als wir das zuständige Amt um die Herausgabe der Dokumente baten, kamen diese prompt und wie gesetzlich vorgeschri­eben.« Das Team von Parlamen arbeitete sich über Wochen durch 28 000 Deklaratio­nen, die seit 1987 abgegeben wurden. Nur 800 davon waren wie gefordert auch nach der Aufgabe eines Amtes abgegeben worden – kein Wunder, nie zuvor hatte jemand um Einblick in die Daten gebeten.

»Unsere Anfrage zeigt, dass nicht die Existenz von neuen Gesetzen die neue Freiheit ausmacht, sondern der Wille der Bürger, auf die Umsetzung dieser zu pochen.«

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Foto: Mirco Keilberth
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