Kouraish Jaouahdou
»Ich halte es für nicht sehr klug, diejenigen zu unterstützen, die bislang mit jeder Wahl ihre Glaubwürdigkeit bei den Wählern verloren haben.« Die Augen von Kouraish Jaouahdou funkeln. Seine Kritik an der bedingungslosen Unterstützung der neue politische Elite Tunesiens gilt der Europäischen Union und der Weltbank. Dass Tunesien den großen Konflikt durch Kompromisse vermeiden konnte, dürfe keine Ausrede dafür sein, den Kampf gegen Korruption und Vetternwirtschaft nicht mehr einzufordern.
Mit seinen Kollegen vom Bürgerprojekt »Atide« will der Vater von zwei Kindern das machen, was er bei internationalen Diplomaten vermisst: Parteien und Abgeordneten auf die Finger schauen. Das »Atide«- Team beobachtet Wahlen, macht Umfragen und fordert die Umsetzung von Gesetzen ein. »Aber auch die Bürger müssen erst lernen, dass sie es sind, die gewählte Politiker und Bürgermeister zur Rechenschaft ziehen können.«
Jaouahdou reist an Wochenenden oft in entlegene Regionen und klärt Bürgerinitiativen auf, wie sie zusammen mit den Kommunalverwaltungen Projekte durchführen. Das Konzept der Teilhabe ist neu in den tunesischen Gemeinden. »Dort wo die Bürger bereits mithilfe unseres »Budget participatif« Projektes über einen Teil der öffentlichen Investitionen mitentscheiden, hat die Korruption abgenommen während die Steuereinnahmen stiegen.«