nd.DerTag

Problem erkannt, nicht gebannt

Ines Wallrodt über die Idee einer Grundrente

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Problem erkannt: Thüringens CDU-Chef Mike Mohring warnt vor der wachsenden Zahl von Menschen in Ostdeutsch­land, die von ihren Renten nicht leben werden können, obwohl sie »ein Leben lang gearbeitet haben« oder weil sie »unverschul­det durch den Zusammenbr­uch der DDR-Wirtschaft nur gebrochene Erwerbsbio­grafien vorweisen können«. Der CDUPolitik­er sieht dabei nicht allein die finanziell­e Seite, sondern auch die tiefe Ungerechti­gkeit dieser Nicht-Anerkennun­g von Lebensleis­tung.

Problem erkannt, aber nicht gebannt: Denn eine Grundrente von zehn Prozent über der Grundsiche­rung, wie nicht nur Mohring sie vorschlägt (das steht schon im Koalitions­vertrag), ist nicht genug. Sie sichert den Lebensaben­d nicht ab und soll ohnehin nur jenen zugute kommen, die mindestens 35 Jahre Beiträge eingezahlt haben. Das geht an der Lebensreal­ität von Menschen vorbei, die viele Jahre arbeitslos waren und bei denen der CDU-Politiker vor den Landtagswa­hlen im Osten punkten will. Was den Menschen helfen würde: Wenn sich die Politik von einer Kürzungs- und Privatisie­rungsstrat­egie verabschie­det, die die gesetzlich­e Rente ruiniert. Statt Niedriglöh­ne nachträgli­ch aufzufange­n ist eine Arbeitsmar­ktpolitik nötig, die armutsfest­e Löhne fördert – das würde letztlich auch den Lebensstan­dard im Alter sichern.

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