In die Falle gelockt
Zweimal konnte Wa Lone seine Tochter bisher erst sehen. Seit über einem Jahr ist der Reporter in Myanmar in Haft, im August wurde seine Tochter geboren. Seine Frau sagt, er wasche das Hemd nicht, auf das seine Tochter bei einem Besuch gespuckt hat, um sich ihr nahe zu fühlen.
Im vergangenen September wurden der 32-jährige Journalist Wa Lone und sein Kollege, der 28jährige Kyaw Soe Oo, wegen Diebstahls von Staatsgeheimnissen zu sieben Jahren Haft verurteilt – aufgrund eines Gesetzes, das noch aus Kolonialzeiten stammt. Am Freitag wurde nun ihr Einspruch gegen das Urteil zurückgewiesen.
Durch ihre Recherche konnten die beiden Journalisten die Beteiligung des Militärs an den Gewalttaten gegen die muslimische Minderheit der Rohingya im Bundesstaat Rakhine seit September 2017 nachweisen. Ihr Artikel über ein Massaker des achten Bataillons an zehn Rohingya-Männern wurde von der Nachrichtenagentur Reuters im Februar 2018 veröffentlicht, nachdem beide bereits zwei Monate in Haft waren.
Wa Lone betonte in seiner Verteidigung vor Gericht, dass er in eine Falle gelockt worden sei. Bei einem Treffen mit einem Obergefreiten habe der ihm die geheimen Dokumente in Zeitungen eingewickelt überreicht, beim Verlassen des Treffpunktes wurden die Journalisten dann von Polizisten in Zivil festgenommen. Ein Polizist, der vor Gericht aussagte, dass er von seinem Vorgesetzten angewiesen wurde, den beiden eine Falle zu stellen, wurde mittlerweile selbst verurteilt.
Wa Lane hat sich als Reporter einen guten Ruf erarbeitet, gilt als einer, der als erster in Krisenregionen reist und dort über bewaffnete Konflikte schreibt. So schrieb er auch über die Angriffe der Arakan Rohingya Salvation Army auf Polizei- und Militärposten in Rakhine, die im August 2017 die brutale Vertreibung von 720 000 Rohingya durch Sicherheitskräfte auslöste. Für ihre Arbeit wurden Wa Lone und Kyaw Soe Oo international mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt – und im Lande verurteilt.